standort

Ahaus, OT Wüllen, Bauerschaft Barle, Kreis Borken, westl. am Kreisel Vredener Dyk-Ketteler Str. (K22, alter Vredener Damm, südöstl. von Ottenstein) ‘Solmssches Erinnerungskreuz’ ‘Steinenkreuz’

Maße: Höhe ges. 2,25 m, ohne Postament 1,80 m, Schaft 0,25 m

hochkreuz barle andere seite
kopie lit. w. brockpaehler 1963

Textauszug Lit. W. Brockpähler:

Rest eines steinernen Hochkreuzes auf zweistufigem Sockel, Solmssches Erinnerungskreuz auch Steinenkreuz genannt. Das Denkmal steht auf einem kleinen Hügel an der von der Bundesstraße Ahaus-Stadtlohn hinter Wüllen abzweigenden Straße nach Ottenstein, dort, wo der der alte Vredener Damm den Weg kreuzt. (Meßtischblatt 3907 Ottenstein, Planquadrat 70 / 64 linker Rand, unteres Drittel). Früher stand es einige Meter entfernt unmittelbar vor dem jetzigen Transformator, wo der gemauerte Unterbau noch zu sehen ist. Beim Bau des Transformators wurde es während des Krieges versetzt. Erhalten ist nur der Sockel und der Schaft bis zum Ansatz der Querbalken, so daß das Denkmal heute nur eine Säule darstellt. (Der Ansicht Uhlhorns, daß die Säule die ursprüngliche Form des Denkmals sei, stimme ich nicht zu, zur Schrägstellung der Wappen, mit der er seine Annahme stützt, vgl. die Kreuze von Füchtorf und Poppenbeck!). Daß der obere Teil des Kreuzes abgebrochen ist, ist auf dem Stumpf deutlich zu fühlen. Der mittlere, achtkantige Teil des Schaftes ist mit einer achtzeiligen, von unten nach oben laufenden Inschrift bedeckt, der obere Teil trägt zwei Wappenschilde, jedes mit einem Löwen, dem Solmsschen Wappenbild. In dieser Form wurde das Denkmal 1912 vom Heimatverein Ahaus aus den Resten, die sich im Schuppen eines nahen Bauernhofes fanden, neu zusammengefügt und 60 m südlich des ursprünglichen Standortes wieder aufgestellt. Die Inschrift in gotischen Buchstaben lautet nach Tenhagen:

‘+Anno. Domini. millesimo (tre) centesimo / LIII. feria. III. post Quasimodoge (niti) / Hic. moritur. iustus. gestis.quoque. vita. roboustus / (Et) comes Hinricus morum. virtute. poli (tus) / Nobilis (a) Solmens. iurus. pia. debita. solvens. / Ottenstein. (herus. necn. (on) + christicola. ve (rus) / Vos qui transitis (huius) memores rogo sitis / Ut (meritis isti iam) dentur gaudia Christi’

detail hinweisschild

Übersetzung: Im Jahre des Herrn 1353 am Dienstag nach Quasi modo gentiti (1. Sonntag nach Ostern, Verf.) starb hier der Graf Heinrich, Edler von Solms, ein Mann der Kraft in seinem Leben, gerecht in seinen Taten und ein Muster sittlicher Tugend, des Rechtes heilige Pflicht erfüllend (als) Herr von Ottenstein und wahrer Diener Christi. Die ihr vorübergeht, ich bitte euch, seid seiner eingedenk, daß ihm durch Christi Verdienste bald Seligkeit verliehen werde. (nicht mehr lesbare Stellen sind von Tenhagen ergänzt und in Klammern gesetzt.) Die Zerstörung der Inschrift ist nicht nur durch Verwitterung, sondern auch durch Wetzen und Schärfen von Schneidewerkzeugen (auch von mittelalterlichen Hieb- und Stichwaffen, Verf.) erfolgt. Sage, Bedeutung: Das Denkmal ist ein Gedächtniskreuz an Graf Heinrich von Solms, der hier 1353 eines plötzlichen Todes gestorben ist. Die örtliche Überlieferung meldet, der Graf habe an dieser Stelle im Zweikampf den Tod gefunden. Die Ottensteiner Chronik des Pfarrers Nagel (+ 1636) berichtet, hier sei ein Graf Johannes von Solms, Bruder des gleichnamigen Ottensteiner Grafen, gefallen. Er sei mit seinem Bruder verfeindet gewesen und habe auf der Seite des Bischofs von Münster an der Belagerung des Schlosses Ottenstein (1406-1408) teilgenommen. Ein Küchenjunge habe ihn vom Fenster des Hauses aus mit der Hakenbüchse erschossen. Diese Deutung ist schon wegen der von der Inschrift abweichenden Datierung unhaltbar.

weitere got. Hochkreuze in Westfalen s.u. Füchtorf-Harkotten, Havixbeck-Poppenbeck (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Wilhelm Brockpähler, Steinkreuze und Kreuzsteine in Westfalen, 1963, S. 18-19, 109, daraus: 2. Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kr. Ahaus, bearb. v. A. Ludorff, Münster 1900, S. 56, Anm. 1 (dort sind weitere Quellen angegeben), 3. Friedrich Uhlhorn, Gesch. der Grafen v. Solms im Mittelalter, Leipzig u. Marburg, 1931, S. 313 ff., 319 ff., 4. F. Tenhagen, Das Solmssche Denkmal bei Wüllen, in: Münsterland, Monatsschrift für Heimatpflege, 7. Jg. Bocholt 1920, S. 9 u. 13 ff., und in: Gesammelte Abhandlungen zur Vredener Geschichte, Coesfeld 1939, S. 165, 5. Joh. Diederich v. Steinen, Joh. Hobbelings Beschreibung des ganzen Stiftes Münster Dortmund 1742, S. 34, 42, 6. Liste der Baudenkmäler in Ahaus, Solms(s)che Denkmal, Wüllen, Vredener Dyk-Ketteler Str., 2. H. 14. Jh., Stand 2011

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