standort stoeckheim

Northeim, OT Stöckheim, Lkr. Northeim, nördl. Ortsausgang nach Drüber am Radweg                          

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(alle roter Sandstein) A: r. Obertägige Maße: Höhe 1,30 m, Br. 0,80, T. 0,24, der im Kopfteil erhebliche Beschädigung aufweisende, ursprünglich rechteckige Kreuzstein, zeigt beidseitig eingerillt etwa den gleichen Darstellungsaufbau; in randumlaufender Rahmenrillung ein eingerilltes lat. Balkenkreuz, 12 cm, das in doppelten Halbkreisbogen ausläuft und mit den Enden bis an die Rahmenlinie reicht; unter dem rechten Kreuzarm der Vorderseite die Darstellung einer Pflugreute, sowie an gleicher Position der Rückseite ein Pflugsech

B:Höhe 1,62 m, Br. 0,95, T. 0,15, die hohe, rechteckige Kreuzsteinplatte mit Abschlag im rechten oberen Bereich, zeigt auf der Vorderseite ein         eingerilltes gleicharmiges Balkenkreuz, 10 cm, im Kreisrand, dessen Enden sich verbreitern; darunter rechts eine Pflugreute, auf dem Stiel stehend, und daneben eine Pflugschar; auf der Rückseite tief eingerillt, etwas nachlässig gearbeitet, ein lat. Balkenkreuz, 8 cm, auf Halbkreisbogen stehend mit verbreiterten Enden; rechts des unteren Schaftes ein Sech

C: Höhe 0,35 m, Br. 0,85, T. 0,16, vermutlich Fragment eines dritten Kreuzsteines, wofür die Tatsache der Auffindung direkt am früheren Standort obiger Kreuzsteine spricht, sowie die vor einigen Jahren noch erkennbar gewesenen Einrillungsreste von Buchstaben

die Kreuzsteine A und B standen bis Juli 1986 nur unwesentlich weiter westl. am Platze und wurden wegen Straßenerweiterung vorübergehend auf den Northeimer Bauhof verbracht; im Zuge der Ausbauarbeiten stieß man an der Stelle auf das Objekt C; in der älteren Lit. Andrae 1909 wird ein dritter Stein erwähnt; bei Oehme, 1925 bereits nur ein Rest, vermutlich das heutige Fragment; in der Darstellung gleich drei bäuerlicher Symbole wie Pflugreute, -schar und -sech ist der Kreuzstein B einmalig in ganz Niedersachsen; das lat. Balkenkreuz auf Halbkreisbogen ist imgrunde die klassische Darstellung eines Kreuzsteines, das Christuskreuz auf dem Hügel Golgatha (Verf.) im Dorfe sind Überlieferungen verwurzelt, die sich sehr ähneln, so erschlagen sich drei Brüder beim Pflügen, wobei der Stein des Schuldigen versunken ist; vier Knechte geraten bei der Feldarbeit in Streit, drei töten sich gegenseitig; zwei Brüder und zwei Knechte bringen sich gegenseitig um, wobei einer der sterbenden Brüder ausrief: der Stein des Schuldigen wird versinken !

der Ort Stöckheim, bereits um 850 erstmalig erwähnt, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück; seine Lage nahe der alten Nord-Süd verlaufenden Heer- und Handelsstraße, welche die Gemarkungen von Wetze und Buensen berührte, hatte in Kriegszeiten den Durchzug allerlei Soldadeska zur Folge; viel Unruhe brachte das Fürstentum der Herzöge von Grubenhagen, dem Stöckheim unterstand, wobei in ständigen regionalen Fehden Stöckheim 1448, 1466 und 1490 in Flammen aufging und geplündert wurde; Mord und Plünderung brachten auch die Zeiten des Dreißigjährigen Krieges (1626) des Siebenjährigen Krieges und der Napoleonischen Wirren; oft mussten die Bauern Gespanndienste leisten, nicht selten ohne Rückkehr; die Pest, 1551 u. 1556, und Cholera 1850 rafften viele Bewohner dahin  (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. W. Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, S. 221-222, daraus:        2. P. Alpers, Märchen, Sage und Volkslied in Niedersachsen, Celle 1954, S. 59, 3. Reccius, Kreuzsteine, in: Die Spinnstube, 2. Jg., Nr. 35, Göttingen     6. 9. 1925, S. 559-560, 4. A. Mailly, Deutsche Rechtsaltertümer, Wien 1929, S. 121, 5. J. U. Görlich, Kreuzsteine, Mordsteine, Galgensteine, Stadtoldendorf 1976, S. 21, 6. A. Andrae, Alte Kreuzsteine und Grabsteine, in: Niedersachsen, 15. Jg., Nr. 4, Bremen 1909, S. 66, 7. D. Denecke, Gött. Geographische Abhandlungen, Göttingen 1969, S. 133, 356, 8. A. Hoffmann, Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, Hildesheim/Leipzig 1935, S. 5, 31, 9. O. Fahlbusch, Gött. Blätter 1935, S. 27, 34-35, 10. G. Schambach-W. Müller, Nieders. Sagen und Märchen, Göttingen 1855, S. 37-38, 11. R. Eckart, Südhannoversches Sagenbuch, Leipzig o.J. S. 215-216, 12. F. Oehme- C. Pflughöft, Die beiden Kreuzsteine bei Stöckheim, in: Die Spinnstube, 2. Jg., Nr. 18, Göttingen 10. 5. 1925

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