standort oberboehmsdorfer strasse

Schleiz, Saale-Orla-Kreis, südöstl. Stadtrand ‘Am Stadtweg’, ostseitig an Straße nach Oberböhmsdorf (Taschenweg) kurz vor einem nach Osten abzweigenden Feldweg nahe einem Teich ‘Schwedenkreuz, -stein, Sühnekreuz’

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Obertägige Maße: Höhe 0,78 m, Br. 0,80, T. 0,20, das breitflächige, gedrungen wirkende Steinkreuz lat. Form aus Knotenkalk lässt auf der von der Straße abgewandten Seite nur noch fragmenthaft drei linear eingetiefte Kreuze unterschiedlicher Größe erkennen, etwa je Kreuzarm und links im Kreuzungsfeld;  auf dem Scheitel eine näpfchenförmige Vertiefung, die als Abriebsmal deutbar ist, s. Einf. (Verf.)

das Denkmal wurde 1950 gehoben (Mitt. G. Werner, Balgstädt) und wird bzgl. der Überlieferungen mit einem weiteren, heute verschollenen Steinkreuz in Verbindung gebracht, das 100 Schritt näher zur Stadt hin, westseitig an der Straße stand; es soll um 1910 beim Bau eines Gutes verschwunden sein; nach früheren Erzählungen alter Leute bezeichnen die Kreuze die Grabstellen schwedischer Offiziere im Dreißigj. Krieg (Lit. Völkel, 1879)  

nach Lit. Alberti, 1894, sowie auch mündl. Überlieferung durch G. Werner, Balgstädt dienten die Steinkreuze bis in neuere Zeit als Haltepunkt der Leichenzüge von Oberböhmsdorf (kein Friedhof) nach dem Schleizer Gottesacker, wobei hier die Särge von der Schleizer Geistlichkeit übernommen und unter Gesang zum Ziel geleitet wurden; dabei handelt es sich um ein Brauchtum das in ganz Deutschland bis in das 19. Jh. hinein gepflegt wurde (s. NRW-Borgholzhausen, Verf.)

Flurnamen lauten: ‘Am Kreuz’ oder auch ‘Taschenweg’

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirke Gera-Suhl, Weimar 1988, S. 77-78, Nr. 128 m. Abb. 159, daraus: 2. A. Völkel, Die Steinkreuze des Vogtlandes, Vogtl. Zeitung, Oelsnitz 1879, 3. R. Alberti, Unser Vogtland, Leipzig 1894, S. 268-272, 4. B. Schmidt, Geschichte der Stadt Schleiz, Schleiz 1909, S. 58-59, 5. R. Hänsel, Mord- und Sühnekreuze Schleiz, Schleiz 1924a, S. 3, 6. A. Auerbach, Etwas von den alten Steinkreuzen, Gera 1929,    S. 25, 7. K. Thiele, Steinkreuze am Wegesrand, Eisenach 1936, S. 182, 8. G. Werner, Alte Steinkreuze und Kreuzsteine im Oberland, Schleiz 1959, S. 326-331, 9. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 63, Nr. 417

kreuzstein roedersdorf standort westseite kirchturm detail standort

Göschitz, OT Rödersdorf, Westseite Kirchturm bündig im Spitzbogen eines Fensters in ca. 3,50 Höhe vermauert

Maße: Höhe 0,35 m, Br, 0,39, vermutlich verbliebener Rest eines einst größeren Denkmals aus Sandstein in deutlich erkennbarer Form eines Oktagon, das ein gleicharmiges Tatzenkreuz im kräftigen Relief von 5 cm zeigt, dessen Enden markant nach außen gerundet sind (Verf.)

eine von Lehfeldt, 1891, angenommene Beziehung des Kreuzsteines zum Deutschorden (auch Deutschritterorden) wird von Schmidt, 1925, verworfen, der den Stein für ein nicht benötigtes Werkstück vom Bau der Schleizer Bergkirche (ab 1844) hält, das als Stiftung 1692 nach Rödersdorf gekommen sei; die lochartige Vertiefung im Kreuzungsfeld ist angeblich durch eine Schusseinwirkung entstanden (Lit. F. Störzner)

Das Deutschordenskreuz am Rödersdorfer Kirchturm

Eine Besonderheit stellt schließlich das unmittelbar über den rundbogig ausgeführten Fenster an der Westseite des Turmuntergeschosses halbbündig eingefügte Deutschordenskreuz dar, welches aus Sandstein gefertigt ist. Die gleichschenkligen Kreuzbalken verjüngen sich dabei zum Kreuzmittelpunkt beträchtlich, es weist daher Übereinstimmung mit anderen bekannten Deutschordenskreuzen auf. Dieser hier eingesetzte Kreuzstein führte bei älteren Forschungen zu dem Ergebnis, dass die in Schleiz ansässigen Deutschordensherren als Besitzer und Bauherren der Rödersdorfer Kirche angesehen wurden. Man übersah aber dabei, dass dieses "Deutschordenskreuz" bereits mit Ziegelsteinen ins Bruchsteinmauerwerk, also im nachhinein, eingesetzt worden war, ebenso weist auch das im Ziegelverband rundbogig ausgeführte unmittelbar darunter befindliche Fenster auf eine jüngere Entstehungszeit hin (gleiches gilt auch für das Turmfenster an der Ostseite). B. Schmidt hat dann herausfinden können, wie es wohl zur Einsetzung dieses Kreuzsteines gekommen ist. Nach seiner Darstellung ist das Deutschordenskreuz den Aktivitäten des Schleizer Superintendenden Gabriel Hartung d, J. zuzuschreiben, der von 1692 bis 1701 als Nachfolger seines gleichnamigen Vaters dieses kirchliche Amt begleitete. Er galt als kunstsinniger Pfleger längst vergangener Kunstwerke. Wiederholt hat er sich durch eigene finanzielle Zuwendungen an der Bergkirche oder an der Wolfgangskapelle und eben an der Rödersdorfer Kirche verdient gemacht. Verschiedene Kunstgüter sind durch sein Wirken, eine vorweggenommene denkmalpflegerische Tätigkeit, vor dem Verfall oder gar der Vernichtung bewahrt geblieben. Nach B. Schmidt war er es, der an der Wolfgangskapelle, am Fuße der Bergkirche, Deutschordenskreuze und andere Kleindenkmale, die anscheinend von früheren Baugeschehen an der Bergkirche übrig geblieben waren, einsetzen ließ uns sie also auf diese Weise vor dem Verfall bewahrte. So finden wir hierzu auch als Hinweis im ältesten Rödersdorfer Kirchenbuch von 1692 folgenden Eintrag: "In diesem Jahr sind die Kirchfenster von tit. M. Joh. Gabriel Hartung dem Glaser verdingt und von ihm bezahlt worden. Kosten über 2 Reichstaler. Gott vergelt es ihm". Und an anderer Stelle heißt es: "12 Gr. hat der Herr Superintendent tit. M. Joh. Gabriel Hartung zum Kirchfenster legiert". Mit großer Wahrscheinlichkeit kann also angenommen werden, dass jener kunstsinnige Superintendent das Deutschordenskreuz am Rödersdorfer Kirchturm anbringen ließ. Nochmals sei daran erinnert, daß Rödersdorf sowie die Mutterkirche in Göschitz zu keiner Zeit den Deutschordensherren aus Schleiz unterstanden. (Textquelle: ...kleinwolschendorf.de-Roedersdorf-Kreuz)

Quellangaben: Lit.: 1. F. Störzner s.o. S. 77, Nr. 127 m. Abb. 164, daraus: 2. P. Lehfeldt, Fürstenthum Reuss, B II., Jena 1891, S. 28, 2. B. Schmidt, Die Kirchen zu Göschitz und Rödersdorf, Zeulenroda 1925, S. 13-14, 3. B. Behr, Unser Oberland, Schleiz 1927, S. 83, Internet: 1. ...kleinwolschendorf.de-roedersdorf-kreuz

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