kopie lit. h. wolf 1973

Cham, OT Schachendorf, Lkr. Cham, nördl. Ortsrand, im Bereich des Anwesens ‘Schachendorf Nr. 6’, in einer Wiese, Steinkreuz, Benennung: ‘Moarstoa’

Ang. Lit. H. Wolf, 1973:

‘Moarstoa’ (= Markstein) (Abb. 9), Mtbl.: 6842: 96 von W, 132 von N. Flurk.: Ortsplan Schachendorf, Beilage LXX zu NO-L-36, Fl.-Nr. zwischen 10 und 13, Flurname: ‘Pointwiesen’. Standort: Am nördl. Ortsrand unmittelbar nnö. des nördl. Schuppens von Hs.-Nr. 6 in einer Wiese. Beschreibung: Schmuckloses Kreuz ohne Inschrift und Zeichen; hellgrauer, grobkörniger Granit. H 60, B 32, D 14 cm. Linker Arm zum Teil abgeschlagen. Ansatz eines Knollensockels erkennbar. Das Kreuz gilt seit jeher als ‘Moarstoa’ (Markstein) zwischen den beiden Anwesen Hs.-Nr. 6 und 7. Amtlich ist das Kreuz aber nicht als Grenzstein ausgewiesen. Nach mündlicher Überlieferung soll der Anwesenbesitzer hinter dem Schuppen seines Hauses vom Nachbar erstochen worden sein. Nach einer anderen Aussage soll etwa 10 m nördlich des Steinkreuzes vor vielen Jahren, wann weiß man nicht mehr genau, einmal ein Mann erfroren sein. Früher soll dort ein Holztaferl daran erinnert haben. (F. Pömmerl, Schachendorf). Nach der mündlichen Überlieferung könnte man vermuten, daß das Steinkreuz von Schachendorf ein Sühnekreuz ist (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. Herbert Wolf (ehem. Kreisheimatpfleger für Bodendenkmäler, Gymnasialprofessor), Die alten Steinkreuze im Landkreis Cham, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung (DSF, begr. und geleitet von Leonhard Wittmann, Nürnberg), 1973, 29. Jg., Heft 2, S. 20, Nr. 12 Schachendorf m. Abb. 9 (Kopie), daraus: 2. Mathilde Eisl, Chronik des Amtsgerichts Cham, Bd. 1, 1966, S. 12

3. Rainer H. Schmeissner, Steinkreuze in der Oberpfalz, Regensburg 1977, S. 156, Nr. CHA 27 Schachendorf

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Cham, OT Schachendorf: Schachendorf 28, Steinkreuz, sogenannter Moarstoa, Lateinische Form mit beschädigtem rechtem Arm, Granit, wohl spätmittelalterlich, Nr. D-3-72-116-121

kopie lit. h. wolf 1973

Cham, OT Rissing, Lkr. Cham, südöstl. Ortsrand (Ortsausgang), im nördl. Winkel der Einmündung ‘Rissinger Höhe’ in die Kreisstraße (CHA 1), menhirartiger Kreuzstein, Benennung: ‘Steinerne Marter’

Ang. Lit. H. Wolf, 1973:

‘Steinerne Marter’, Mtbl. 8642: 44 von W, 189 von N. (alter Standort), Flurk.: NO-XLIX 35, Fl.-Nr. 1524, Flurname: ‘Steinerne Marte, osö. davon ein ‘Marterfeld’, Standorte: Bis zum 6. 11. 1967 stand das Denkmal 10 m sw. der Straßengabelung Vilzing: Rissing-Eichberg in einer Wiese, die bis zum alten Standort der Martersäule der Gemeinde gehört. Der Stein wurde anläßlich des Straßenbaues um etwa 25 m nach NNO in eine kleine Grünfläche zwischen die Straßen gesetzt. Beschreibung: schmaler, menhirartiger Kreuzstein mit Nische aus hellgrauem Granit. H 200, B 40, D 25 cm (Breite und Dicke in halber Höhe des Steins gemessen). Auf der Vorderseite ein von unten ausgehendes schlankes Reliefkreuz von 120 cm Höhe; darüber eine mit nur leicht erhabenem Reliefband gerahmte Nische (H 40, B 25, T. 10), deren Seitenflächen in ihrem oberen Viertel stumpf abgewinkelt sind, so daß sie an ihrem oberen Ende fast in einem rechten Winkel zusammentreffen. Unter der Nische eine mit der Spitze nach unten weisende gleichschenkliche Dreiecksfläche, die wie der Nischenraum und das Kreuz leicht erhaben ist. Auf der Rückseite eine ovaloide erhabene Fläche (H 115, B 39 cm). Das linke obere Ende des Denkmals ist abgeschlagen. Die unteren Teile der Rück- und Seitenflächen sind buckelig. Die Sage berichtet, daß eine Riesentochter den Stein vom nehegelegenen Köpfelsberg in ihrem Fürtuch (Schürze) nach Rissing brachte. Sie setzte ihn mit solcher Wucht auf, daß er sich bis zur Hälfte in die Erde eingrub; der Stein soll also in Wirklichkeit doppelt so groß sein als er jetzt erscheint Nach dieser Riesentochter hat der Ort seinen Namen Rissing erhalten (F. Zistler, Vilzing, u.a.). Nach Aussagen älterer Einwohner soll früher etwa 5 m nnw. des alten Standortes der ‘Steinernen Marter’ ein ca. 0,8 m hoher und 3x4 m breiter, mit Büschen bewachsener Hügel vorhanden gewesen sein, den man für ein Massengrab aus dem Hussiten- oder Schwedenkrieg gehalten hat. Die Martersäule soll ein Andenken an die gefallenen Krieger sein. Nachts haben die Pferde dort gescheut, weil es weihzte. (J. Lex, K. und M. Zistler, Rissing; F. Zistler, Vilzing). Einem Zeitungsbericht vom 6. 11. 1967 ist zu entnehmen, daß am Kreuzstein bei Rissing in den mondhellen Nächten Stimmen aus der Erde zu hören sein sollen.

Die Rissinger Martersäule verdient durch ihre menhirartige Form unser besonderes Interesse. Sie läßt sich nicht ohne weiteres mit den üblichen mittelalterlichen Bildstöcken vergleichen, da sie im ganzen nicht die streng geometrische Gestaltung der Gotik zeigt. Bemerkenswert ist vor allem die schildförmig ausgebildete Rückenfläche, die an die Schilddarstellungen auf den ‘Bamberger Götzensteinen’ erinnert (Hans Jakob, Die Bamberger Götzen, in: 103. Bericht des Histor. Ver. Bamberg 1967, S. 283-314). Es wäre denkbar, daß die Rissinger Martersäule aus einem ähnlichen heidnischen Figurenstein im Mittelalter umgearbeitet wurde. ‘Papst Theodosius II. empfahl im Jahre 426 den Missionaren, Kreuze oder Heiligenbilder in die heidnischen Steine einzumeißeln, um die den Steinen zugeschriebenen Kräfte unschädlich oder vielmehr sie dem neuen Glauben dienstbar zu machen’ (Zitiert nach Wilhelm Brockpähler, um 1963). Christianisierte Menhire können in Deutschland vereinzelt nachgewiesen werden (H. Kirchner). Beachtlich ist, daß die Sage von der Riesentochter, die den Stein in ihrer Schürze gebracht hat, auch an vorgeschichtlichen Menhiren in Frankreich zu finden ist (nach Dr. A. Bergmann, Nittenau). Die Versetzung der ‘Steinernen Marter’ in Rissing gab den Anlaß zu einer eingehenden Untersuchung ihres ehemaligen Standortes. Im Einvernehmen mit dem Bayer. Landesamt für Denkmalpflege wurde eine Ausgrabung begonnen. Da die archäologischen Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, muß vorerst noch auf eine eingehende Erörterung verzichtet werden. Im Landkreis Cham konnten somit insgesamt zehn alte Steinkreuze und eine alte Martersäule sicher nachgewiesen werden. Außerdem ist das ehemalige Vorhandensein von zwei weiteren Kreuzen überliefert. Die meisten unserer alten Steinkreuze dürften an eine Bluttat oder an einen Unglücksfall erinnern. Ihr Alter bleibt in vielen Fällen unsicher; sie könnten schon aus dem 13. aber auch noch aus dem 18. Jh. stammen. Bei den zahlreichen Feldkreuzen und Marterln aus dem letzten Jh. weiß man manchmal ebenfalls nicht mehr genau, wann und warum sie aufgestellt wurden. Es wäre deshalb eine keineswegs verfrühte und sicherlich lohnende Aufgabe für die lokale Heimatforschung, sich bereits heute diesen jüngeren und jüngsten Flurdenkmälern anzunehmen. (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. H. Wolf, 1973 s.o. S. 20-23, Nr. 13. Vilzing, Ortsflur Rissing m. Abb. 10 (Kopie), daraus: 2. Die Kunstdenkmäler II/6 S. 118 m. Fig. 88, 3. Hans Schnetzer, Vom Steinkreuz zum Marterl, in: Bayerische Hefte für Volkskunde, 1. Jg., 1914, S. 36, 4. J. Pongratz, Der Landkreis Cham, 1966, S. 540f., 5. Willi Strasser, Kunstschatz der Heimat, in: ‘Bayerwald-Echo’ v. 3. 11. 1967, 6. ‘In Rissing steht merkwürdiger Kreuzstein’, in: ‘Bayerwald-Anzeiger’ v. 6. 11. 1967, 7. Anonym: ‘Menhir oder nicht?, in: ‘Der Regenkreis’, Heft 1 / 1968, S. 17 m. Abb., 8. Foto, in: A. Bergmann, Kreis-Foto-Archiv, Cham 67

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Cham, OT Rissing: Leitenfeld, Kreuzstein, Schaft mit Relief eines Eisernen Kreuzes und Bildnische, Granit, wohl mittelalterlich, Nr. D-3-72-116-116

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