urheber k.-o. unruh 1997

Biebertal, OT Rodheim-Bieber, Lkr. Gießen, im Waldgebiet südwestl. von Rodheim-Bieber, ca. 360 m östl. der 'Sternschanze' (befestigte Wallburg aus dem 7jährigen Krieg, 1756-1763) bzw. 660 m östl. des 'Königsstuhl' (markante Basalt-Felsformation, Gipfel des Himberges) (günstig erreichbar: am westl. Ortsrand von Rodheim-Bieber führt die Fahrstraße 'Am Launscheid' in einer Linkskurve zum Waldrand, hier  ist an der Wegegabel dem linken Weg geradlinig, immer die südwestl. Richtung beibehaltend, ca. 1,2 km bis zum Standort an einem Wegestern mit Blockhütte zu folgen), 1 Steinkreuz (Nachbildung nach 1977 unter Vorbild des Frauenkreuzes von Krofdorf-Gleiberg), Benennung: 'Frauenkreuz' oder 'Frauenstein', 1 Grenzstein, Benennung: 'Frauenstein'

Ang. H. Riebeling, 1977: 'Grenzstein, Maße: Höhe 0,73 m, Br. 0,46, T. 0,19, Material: Kalkstein, Standort: Nahe der Schanze am Königsstuhl an der Gemarkungsgrenze zwischen Rodheim und Atzbach. Der Grenzstein wird 'Frauenkreuz' genannt und trägt beidseitig ein eingerilltes Kreuz mit der Beschriftung FRAVEN. Er soll an der Stelle eines alten Kreuzes stehen; vgl. hierzu das Steinkreuz von *Atzbach (5417.3), von dem vermutet wird, daß es einst das 'Frauenkreuz' war. Sage: Es wird hier die gleiche Sage wie vom Frauenkreuz von Krofdorf-Gleiberg erzählt. Die übrige Beschriftung des Grenzsteines lautet: Westseite: KP = Königreich Preußen / AZB = Atzbach / NR. 100 / FRAV + EN, Ostseite: GH = Großherzogtum Hessen / RDH = Rodheim / HCH = Heuchelheim / Nr. 100 / FRAV + EN' (Textkopie H. Riebeling, 1977)

*Atzbach, Lahnau, OT Atzbach, Lahn-Dill-Kreis, Ang. H. Riebeling, 1977: 'Steinkreuz, Maße: nicht mehr bekannt, Standort: Ehemals am Weiherwiesengraben unterhalb der Niederaustraße. Das Steinkreuz wurde 1971 durch Baggerarbeiten zertrümmert. Es wird vermutet, daß es sich um das 'Frauenkreuz' (5317.2) handelt, das bei Auswechslung der nassauischen Grenzsteine nach 1816 von einem Liebhaber im Ort aufgestellt wurde (?). Sage: Es wird in Verbindung gebracht mit dem Tod eines russischen Offiziers 1813/14' (Textkopie H. Riebeling, 1977)  

Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 120-121, Nr. 5317.2, TK 5317 R 70220 H 08370, Atzbach: S. 129, Nr. 5417.3, TK 5417 R 70... H 04..., daraus: 2. Lotz, Arthur, Atzbach in der geschichtlichen Vergangenheit, in: Atzbach: 774-1974, Gde. Atzbach 1974, S. 31, 3. Meyer, Erwin, Hess. Heimatforschung, Bd. 1, Giessen 1946, S. 86, 4. Reeh, Karl, Frauenkreuze sind Friedenskreuze, in: Heimat an Lahn und Dill 14, 28. 4. 1967, Nr. 143, Beil. Wetzlarer Neue Zeitung, 5. Zorn, Richard, Grenzsteine im Rhein-Main-Gebiet, 1928, 6. Hinterländer Geschichtsblätter 1911, Nr. 12, 7. Wetzlarer Heimathefte, 2. Folge, S. 60  

Ang. K.-O. Unruh, 1997: 'An verkehrsreichen Fernstraßen, Wegekreuzungen oder -gabelungen war im ausgehenden Mittelalter die Gefahr von Überfällen sehr groß. Deshalb erstellte man Frauenkreuze. An ihnen herrschte das alttestamentarische Gebot des Gottesfriedens. Dieser wurde im Mittelalter immer wieder von Päpsten erneuert. Diese allgemein gültige päpstliche Rechtsordnung wurde auch von den weltlichen Landesherren respektiert und beachtet. Das zeigen die Wappen oder Initialen der jeweiligen Herrschaftshäuser an den Steinen. Die Rekonstruktion eines zweiten Frauenkreuzes befindet in der Nähe der großen Schanze und des Königsstuhls. Bereits aus dem 14. Jahrhundert ist hier ein Frauenkreuz bekannt. Es wurde im 7jährigen Krieg (1759) von alliierten (hannoverschen-braunschweigischen-hessischen) Truppen zerstört. Wie er aussah, ist unbekannt. Deshalb nahm man das Kreuz im Krofdorfer Forst zum Vorbild. Das scheint gerechtfertigt, weil es im gleichen Herrschaftsbereich der Grafen von Nassau-Weilburg lag. Außerdem wird auch von diesem Frauenkreuz die schaurig-schöne Sage erzählt, daß ein eifersüchtiger Graf seine Gemahlin erdolchte und nach erwiesener Unschuld das Sühnemal errichtete. Die historische Nachbildung (Abb.32) schuf der französische Bildhauer Michel Onde aus Mainsandstein. Es steht an der Wegekreuzung, wo die Gemeinden Heuchelheim (Kinzebach), Biebertal (Rodheim-Bieber) und Lahnau (Waldgirmes) aneinandergrenzen. Wenige Meter entfernt steht vor der Blockhütte ein schlichter Stein mit eingehauenem Kreuz (Abb. 33), ein sogenannter Kreuzstein. In der Umgebung ist auch er als Frauenstein bekannt. Mit einiger Sicherheit handelt es sich hier um einen alten Grenzstein, der ursprünglich an der Stelle stand, wo die Waldungen von Dorlar, Heuchelheim und Kinzenbach zusammenstoßen. Um ihn rankt sich die gleiche Sage wie bei den beiden Frauenkreuzen' (Textkopie K.-O. Unruh 1997)

Quellangaben: Lit.: Karl-Otto Unruh, Rechtsdenkmäler im Kreis Gießen, 1997, S. 308 m. Abb. 31 Krofdorf-Gleiberg, 32/33 Rodheim-Bieber (Kopie)

Internet: 1. ...geb.uni-giessen.de, daraus: PDF-Dok. K.-O. Unruh, 1997  

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