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Reinhardtsdorf - Schöna, Lkr. Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, A: ca. 6 km südwestl. von Reinhardtsdorf im Wald, südwestl. des Höhenzuges 'Großer Zschirnstein', im Forstrevier Kleingießhübel Nr. 19, bei einer Lichtung am 'Obrückenweg' (erreichbar über 'Krippenbachweg', der von der Kehre 'Forstmühlenstraße' (S 169) - Cunnersdorf/Kleingießhübel - nach Südsüdost in Richtung Grenze zu Tschechien führt, Steinkreuz, Benennung: 'Murrestein' oder ‘Marrs Stein’

Obertägige Maße: (aktuell unbekannt), Steinkreuz lat. Form aus Sandstein mit eingehauener Inschrift (Verf.)

Ang. Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977: Weit südwestlich vom Ort, südwestlich vom Großen Zschirnstein, im Forstrevier Kleingießhübel Abteilung 19, nördlich der Stelle, wo die Staatsgrenze zu CSSR das Schindelbaudenflüßchen quert, am ersten Weg, der nördlich dieser Stelle Ost-West gerichtet verläuft, 15 m östlich der Schneise 2, 1,50 m nördlich vom Weg. 1 Steinkreuz. 'Morrs Stein' (auch 'Marr-' oder 'Murrestein'). Kopf, Arme und Schaft gerade, Schaft mit rechteckiger Sockelbildung, scharfe Kanten, W-Arm kürzer. Sandstein. O-W. (Ausrichtung). S-Seite, über die Armbreite eingemeißelt: J. M. F. Z. S. / .1635. / D. XI. OCTOB. (Jacob Murre, Förster zu Schöna / 1653 / Den 11. Oktober). S- Seite, im Kopffeld linear eingehauen: kleines Kreuz mit Kleeblattenden, zum Teil weggeschlagen. Höhe: S-Seite 92 cm, N-Seite 84 cm, Breite: 68 cm, Stärke: 23 cm. 1653 nach Einzeichnung. Murre wurde, auf dem Pferd sitzend, von einer Eiche erschlagen - Kirchenbuch Reinhardtsdorf. Alter Abschlag am Kopf, der die Kreuzeinzeichnung stark beeinträchtigt; alte Abschläge an den Armkanten. Keine Gefährdung. Geschützt seit 3. 7. 1972. Bei Kuhfahl und anderen unter Zschirnsteinwald. Altbekant. (Textkopie)

Ang. Lit. H. Torke, 1990:
So mag ungewiß sein, ob die im 17. Jh. gesetzten Marr's Stein (1653) und Pallmens Stein (1678) noch als Seelkreuze angesehen werden können. Dagegen stellt das 1750 bei Bärenklause für eine hingerichtete Kindesmörderin aufgestellte
Steinkreuz eindeutig ein Gedächtnismal dar. Bei der im vorigen Jahrhundert einsetzenden Suche nach geschichtlichen Zeugnisse für die Ursache der Steinkreuzsetzungen hat man vielfach auf Notizen in den Kirchenbüchern und -chroniken zurückgegriffen. Auch in der um 1840 abgefaßten 'Sachsens Kirchengalerie' brachten einige Pfarrer die in ihren Kirchenbereichen befindlichen Steinkreuze mit solchen Überlieferungen in einen Zusammenhang. So gab Pastor Seibt aus Reinhardtsdorf unter Bezugnahme auf kirchliche Nachrichten (Nach M. Beck 1881 ist damit das bis 1612 zurückreichende Kirchenbuch von Reinhardtsdorf gemeint. Beck zitiert auch den Kirchenbucheintrag mit der Schilderung des Unfallhergangs) den Hinweis, daß Marrs Stein, ein Steinkreuz südwestlich vom Großen Zschirnstein, aus Anlaß eines Unfalls gesetzt wurde (Sachsens Kirchengalerie, S. 120). Die Inschrift des Steins 'I. M. F. Z. S. 1653 D. XI. OCTOB.' bedeutet, daß Jacob Murre, Förster zu Schöna, am 11. Oktober 1653 hier tödlich verunglückte. Das Kreuz selbst findet bereits Ende des 18. Jh. Erwähnung als 'Marren Stein' im Meilenblatt. Der Name des Försters begegnet uns in dieser Gegend ein zweites Mal in Stein gehauen an dem im Jahre 1638 errichteten Gedenkstein nahe der Zschiebquelle: 'Jacob Mur, diser Zeit Förster'. Die Kirchenbücher selbst geben keine Kunde über gesetzte oder zu errichtende Steinkreuze; die in den Büchern beschriebenen Unglücks- und Todesfälle hat man im nachhinein als Ursache für die Aufstellung eines Steinkreuzes angesehen. (Textkopie)

Horst Torke, Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächsischer Schweiz, Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna, H. 1 (2. überarb. Aufl.) Pirna 1990, Nr. 78, S. 7, 20, 23, 61, 62 m. Abb. 27 (Kopie)

Quellangaben: Lit.: 1. Gerhardt Müller-Harald Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, Berlin 1977, S. 330-331, Nr. 214 Reinhardtsdorf, Kr. Pirna, Mbl. 5150 (103), S 21,2 / O 2,4 m. Abb. 254 (Kopie), daraus:
2. G. A. Kuhfahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, Nr. 270, S. 129 m. Abb. 48 (Kopie) u. Nachtrag zum Heimatschutzbuch von 1928 (1936), Nr. 296, 3. M. Beck, Zwei Steinmale am grossen Zschirnsteine, in: Über Berg und Tal, 1881, Nr. 9, S. 357-358 u. Nachtrag zu Marr's Stein, in: gl. T., 1881, Nr. 11, S. 380-381 , 4. W. Rüling, Marr's Stein, in: Über Berg und Tal, 1881, Nr. 10, S. 368-369, 5. R. Pfutz, Denksteine in der Schöna - Reinhardtsdorfer Waldung und Kleingießhübel, in: Über Berg und Tal, 1892, Nr. 11, S. 306-307, 6. A. Meiche, Zur Steinkreuzforschung, Neues Archiv für Sächs. Geschichte, 1919, Bd. 40, S. 192, 7. F. B. Störzner, Am Zschirnstein, in: Heimat, 1928, Nr. 6, S. 46-47, 8. R. Kutsche, Alte Steinmale am Zschirnstein, in: Das Steinkreuz (DSF), Nürnberg 1934, H. 2, S. 17, 9. G. Müller, Die alten Steinkreuze, in: Heimat, 8. Jg., 1934, Nr. 9-10, S. 65-80 u. Die Steinkreuze im Bereich der ehemaligen Amtshauptstadt Pirna, Bautzen 1964, S. 296

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodendenkmale in Reinhardtsdorf - Schöna: besonderer Stein, Reinhardtsdorf, Steinkreuz, „Murrestein“, Neuzeit, weit südwestlich des Orts, südwestlich des Großen Zschirnsteins, Forstabteilung 19, Initialen und Jahreszahl 1653 eingemeißelt, Schutz seit 3. Juli 1972 (o. F.)

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Reinhardtsdorf B: südl. von Reinhardtsdorf, ca. 500 m ostsüdöstl. des Gipfels 'Großer Zschirnstein', ostseitig am 'Wiesenweg' (Teilstück 'Alte Tetschener Straße'), etwa halbwegs zwischen den Abzweigen 'Oberer Brettweg' und 'Alter Marktsteig', am Stamm der sog. 'Kreusels Eiche' (günstig erreichbar: in Kleingießhübel am östl. Ende der 'Dorfstraße', am Waldrand, Wiesenweg ca. 3 km bis zum Standort folgen), Kreuzstein, Benennung: 'Schächers Kreuz'

Obertägige Maße: (aktuell unbekannt), vermutlich handelt es sich um den verbliebenen Rest (Aufsatz) eines einstigen Bildstockes oder einer Betsäule; das gerundet abschliessende Denkmal zeigt in gerahmter, zurückgesetzter Bildnische ein linear eingetieftes lat. Kreuz; im Anschluss darunter hervortretender Sockel, in dessen vertiefter Fläche sich die eingerillte Jahreszahl '1549' befindet (Verf.); der Gedenkstein soll an den Sohn des damaligen Schönaer Försters Kreusel erinnern, der hier von einem böhmischen Wilddieb erschossen worden ist; die derzeitige Eiche wurde 1875 gepflanzt, nachdem ihre Vorgängerin ausgegangen ist (Verf. frei nach Hans Brichzin, Wandern in der Sächsischen Schweiz, 2001, S. 107, aus: ...marjorie-wiki.de)

Ang. H. Torke, 1990:
Von den gegenwärtig in Pirnas Umgebung stehenden Steinkreuzen finden einige Kreuze aus der Sächsischen Schweiz die älteste urkundliche Erwähnung durch Eintragungen im Amtserbbuch Pirna vom Jahre 1548. Zu ihnen zählen ein Stein am Großen Zschirnstein und die Steinkreuze in Gohrisch und im Basteiwald. Nach einer Aufzeichnung im Amtserbbuch über die Grenze der Kleingießhübler 'gemein vnd freye huttung' (Staatsarchiv Dresden, Loc. 40093, Amtserbbuch Pirna 1548, Bl. 551a u. b, s. auch H. Torke: Die Kleingießhübler Erbgüter und ihre topographische Dokumentation durch kursächsische Forstgrenzsteine, in: Sächs. Heimatblätter 1988, Heft 6, S. 281-283) ging diese 'ahn dem Prelitzer floß hienaus bies vff den Born, vom Born hienaus bies vff den Grimißhubel, von dem Krimeßhubel bies vff den trock, do mahn trenckt, von dem trencktroge (in dem Protokoll einer 1802 durchgeführten Berainung des Reinhardtsdorfer Waldreviers wird von einem 'lichten Flecke' gesprochen, wo 'ehedem ein Tränk Trog gewesen seyn soll' (Staatsarchiv Dresden, Oberforstmeisterei Schandau, Nr. 13 - diese Stelle befand sich auf der Grenze zwischen Reinhardtsdorfer und Schönaer Gemeindewaldung nördlich vom Wiesenweg, wo ein westlicher Quellarm des Mühlgrundbaches entspringt), bies vff deß Schechers creutz, von dem creutz, bies vff den großen Zirnstein, von dem großen Zirnstein nidder, bies vff das mittel cliten rucken (als Clitenrucken wird auf Oeders Karte der Höhenzug nördlich vom heutigen Gliedenbächel bezeichnet, Abb. 40), von dem cliten rucken bies vff den neuen hammer, von dem neuen hammer die bach hinab'.

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Die mit dieser Beschreibung gekennzeichnete Lage des Kreuzes stimmt überein mit einer rund 50 Jahre jüngeren Eintragung in Oeders Karte, wo südöstlich vom Großen Zschirnstein die Bezeichnung 'Am steinerne creutz' angebracht ist. Diese Stelle befindet sich unfern der Einmündung des von Schöna/Reinhardtsdorf kommenden alten Marktweges (1548 'Margkstraß' genannt; Staatsarchiv Dresden, Loc. 40093, Amtserbbuch Pirna 1548, Bl. 552a) in den heutigen Wiesenweg. Letzterer wird sowohl bei Oeder als auch im Meilenblatt als ein Teil der von Pirna/Königstein nach Böhmen führenden Alten Tetschener Straße ausgewiesen. Mit 'Schächers Kreuz' bezeichnet man einen heute noch existierenden und am überlieferten Standort stehenden Kreuzstein. 'Schecher' oder 'Schächer' ist in diesem Falle nicht als Eigenname, sondern als Ausdruck für Räuber oder Verbrecher aufzufassen. Vermutlich ist dieser Stein ein Kennzeichen dafür, daß hier, ähnlich wie beim 'Wittich-Kreuz', ein Wegelagerer oder Strauchdieb des Mittelalters erschlagen oder gerichtet worden ist. Einen Hinweis auf den im Laufe der Zeit wohl in Vergessenheit geratenen Namen des Kreuzsteines gab um 1840 Pastor Seibt aus Reinhardtsdorf. Er berichtete von einem Denkmal in der 'Reinhardtsdorfer Waldung an der Ostseite des großen Zschirnsteins, bestehend in einem 1 1/2 Elle hohen Sandstein, worauf ein Kreuz und die Jahreszahl 1549 eingegraben ist. Der Sage nach soll hier eine Eiche gestanden haben, bei welcher der Sohn des damaligen Försters zu Schöna, Namens Kreusel, von einem böhmischen Raubschützen erschossen worden sein. In der Vorzeit hieß dieser Stein Schächers Kreuz, jetzt nennt man den Ort 'an Kreusels Eiche' (Sachsens Kirchengalerie, S. 120). Die dem Stein eingeritzte Jahreszahl 1549 stammt keineswegs aus dem 16. Jh., die Ziffern ähneln der im 18./19. Jh. üblichen Schreibweise. Es ist anzunehmen, daß die Zahl, deren Bedeutung unklar ist, zu einem späteren Zeitpunkt angebracht oder in jüngerer Zeit nicht originalgetreu erneuert wurde. Weder bei dem Steinkreuz in Gohrisch, noch bei Schächers Kreuz ist am jetzigen Standort erkennbar, daß an diesen Steinen einst der mittelalterliche Fernverkehr vorbeigezogen ist. (Textkopie)

Horst Torke, Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächsischer Schweiz, Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna, H. 1 (2. überarb. Aufl.) Pirna 1990, Nr. 77, S. 17, 18, 42, 57, 61-63 m. Abb. 6, 13, 40 (Kopien)

Quellangaben: Lit.: 1. Hans Brichzin, Wandern in der Sächsischen Schweiz, 2001, S. 107,  Internet: 1. ...marjorie-wiki. de   

Internet: 1. ...wikimedia.org-Fotokopie: Schächers Kreuz, Urheber: 'SchiDD' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY-SA 3.0

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