kreuzstein schoenborn andere seite
standort

Triptis, OT Schönborn, außerhalb westl. des Ortes, ca. 600 m südwestl. Mühlenbäckerei Riedel, Schönborner Mühle 1, am westl. Ende des Ottmannsdorfer Speicher (ehem. Mühlenteich) ca. 15 m vom Ufer (erreichbar über Mühlenbäckerei und Weg am Nordufer, rechts) ‘Hirtengrab’

Obertägige Maße: Höhe 0,72 m, Br. 0,48, T. 0,20, der arg ausgewitterte gerundet abschließende Kreuzstein aus Sandstein zeigt auf der Ansichtsseite ein gleicharmiges Kreuz im kräftigen Relief (2 cm) auf noch erkennbaren Stabansatz, imgrunde die Darstellung eines Vorhalte- bzw. Vortragekreuzes; mehrere markante lochartige Vertiefungen, die als Abriebsmale deutbar sind, sowie auch eine Schrägrille, die als Abzugsmal mittelalterlicher Hieb- oder Stichwaffen zu deuten ist; Rückseite in randumlaufender Rahmenrillung ein lat. Balkenkreuz (8 cm) ebenfalls im Relief (2 cm) 

der Flurname lautet ‘Kreuzwiese’, im Volksmund wird der Platz mit ‘Hirtengrab’ bezeichnet; der Standort liegt in der Siedlungsflur der Wüstung Schwippendorf nahe der Gemarkungsgrenze zu Ottmannsdorf und Hasla

detail hinweistafel in situ

Text der Wegweisertafel ca. 50 m entfernt am Norduferweg: ‘Steinkreuz ... berichten / die Nachfahren der Schim - / merschen Mühle daß in hist. / Zeit (1520 ?) ein gottesfürchtiger / Mensch gar meuchlings von / wilden Landsknechten ermurkset / und ebenda verschart wurde.’

weitere Überlieferungen berichten von einem hier begrabenen Saalfelder Mönch, der ein Sorbenmädchen zum Christentum bekehrt hatte und daraufhin von sorbischen Frauen getötet wurde; weiter sollen hier zwei Mägde vor langer Zeit einen Hirten getötet haben (Lit. Wünscher, 1902); im Dreißigj. Krieg sei hier ein Schwippendorfer (Wüstung) Pfarrer umgekommen (Lit. H. Deubler-R. Künstler-G. Ost, 1978)

Das Hirtengrab in Ottmannsdorf

Die Slaven des Orlagaues hielten mit großer Zähigkeit an ihres Volkes Art und Gottheit fest, sodass Erzbischof Anno von Köln noch 1071 die Bevölkerung des Orlagaues als "roh und heidnisch" und Papst Honorius II. sie noch1126 als "halbheidnisch" bezeichnete. Der Orlagau war demnach ein schwieriges Missionsfeld mit hartem Boden. Mancher Abt in Saalfeld hat vergeblich auf die Frucht gewartet, die mit dem Samen des göttlichen Wortes erwachsen sollte, und mancher Missionsbruder der Abtei ist ins Grab gestiegen, ohne dem Herrn der Kirche Seelen gewonnen zu haben. Ja mancher von ihnen wird in Ausübung seines Berufes unter den Händen der Slaven sein Leben gelassen haben. Darauf deutet eine sagenhafte Erinnerung hin, die in Ottmannsdorf bei Triptis erzählt wird. In Schwippendorf, einem untergegangenen Flecken zwischen Hasla und Ottmannsdorf, von dem noch die letzten Spuren eines Hauses vorhanden sind, hat sich ein Mönch aus dem Saalfelder Benediktinerabtei niedergelassen, um in der Umgegend das Christentum zu predigen. Aber sein Wort blieb an den heidnischen Herzen der Slaven wirkungslos. Da begegnete ihm eines Tages im stillen Wiesengrund ein Sorbenmädchen. Schlank war ihre Gestalt, ihr Gesicht braun, das Haar schwarz, ihre Augen waren dunkel. Der Mönch sprach zu ihr von christlichen Lehren, sie hörte ihm still zu. Als er sie fragte, ob sie später mehr zu hören begehre, bejahte sie. So führte er sie tiefer in das Christentum ein; je mehr aber die Slavin Verständnis für Christus und das Evangelium wuchs, umso schärfer wurde ihr innerer Widerspruch gegen das Heidentum der Ihrigen. Als sie eines Tages aufgefordert wurde, mit ihrer Mutter und den Schwestern dem Sarantewit zu opfern, weigerte sie sich und bekannte, dass sie Christin sei. Da fluteten die Wasser des Zornes der Ihrigen mächtig über sie hin; sie musste bekennen, wie das alles gekommen war und wo sie den verhassten Mönch gesprochen. Und sie nannte den stillen Talgrund, wo sie das Heil ihrer Seele gefunden. Die Angehörigen der slawischen Christin aber schmiedeten einen teuflischen Plan; Hass gegen das Christentum und Zorn gegen die Abtrünnige waren ihre Helfer... Mit dankerfülltem Herzen stieg der Mönch von seiner Klause ins Tal; heute sollte die Slavin als Erstling - andere würden, so hoffte er froh, nun bald folgen. Als er an den bekannten Platz kam, war er überrascht, dort statt der jungen Freundin fremde Sorbenfrauen zu finden. Aber er redete sie freundlich an und fragte nach woher und wohin. "Zu Dir!" lautete die Antwort, und ein höhnischer Klang lag in der Stimme der Sprecherin. "Mit Dir vertraut zusammen zu sein, kamen wir hierher." Im Augenblick hatten sie den Mönch umringt, hielten ihn am Gewand und Armen fest und rangen ihn zu Boden. Der Angreiferinnen sich zu erwehren, wollte ihm trotz aller Anstrengungen nicht gelingen. Nicht eher ließen sie von ihm ab, als bis er still und starr zu ihren Füßen lag, zwar ohne Wunde, aber dennoch tot. Als seine Freunde nach tagelangem Suchen ihn fanden, begruben sie ihn auf der Wiese, an der Stelle, wo er gelegen. Auf sein Grab setzten sie ein steinernes Kreuz, auf dem sie einen Stab eingehauen hatten. Das soll bedeuten: "Im Dienste des Herrn am Kreuze hat er seine Wallfahrt beendet". Jener Stein steht noch auf der "Kreuzwiese" bei Ottmannsdorf. Die Kreuzarme sind abgewittert, der Stab ist aber noch sichtbar. Und fragst du, was der Stein zu bedeuten hat, so wird man dir sagen. "Hier haben vor langer Zeit Mägde einen Hirten getötet". Ja, ein Hirt wollte jener Mönch den Slaven werden, ein Hirt der Seelen; aber die Herde hat ihn verstoßen.

Textquelle: ...triptis.de-Kultur-Baudenkmäler-Das Hirtengrab in Ottmannsdorf

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirke Gera-Suhl, Weimar 1988, S. 46, Nr. 70 m. Abb. 86/87 (u. Ottmannsd.) daraus: 2. H. Wünscher, Sagen, Geschichten und Bilder aus dem Orlagau, Pößneck 1902, S. 14-17, 3. V. Hopf, Ost-Thüringer Sagenbüchlein, Saalfeld 1917, S. 44-45, 4. H. Oertel, Die alten Steinkreuze, Neustadt 1927a, S. 35, 5. F. Haardt, Steinkreuze bei Neustadt, Neustadt 1938, 138-139, 6. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 64, Nr. 423, 7. G. Wachter, Der Schatz unterm Stelzenbaum, Schleiz 1978, S. 41-42, 8. R. Schramm, Die Mühle unter der Teufelskanzel - Volkssagen, Greiz 1982, S. 93-94/130, 9. H. Deubler-R. Künstler-G. Ost, Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, Bezirk Gera, Gera 1978

Internet: 1. ...triptis.de-Kultur-Baudenkmäler-Das Hirtengrab in Ottmannsdorf

kreuzstein dreitzsch andere seite
standort

Dreitzsch, Saale-Orla-Kreis, Ortskern, östl. der Johanneskirche, Grünfläche ostseitig an ‘Am Kirchberg’

Maße: (ab Sockel) Höhe 0,82 m, Br. 0,60, T. 0,20, das nur noch fragmenthaft erhaltene Denkmal aus Zechsteinkalk wird in der Lit. F. Störzner als Kreuzstein bezeichnet, wobei Reste eines breitbalkigen Kreuzes lat. Form erkennbar sind (Verf.)

das im Volksmund ‘Heilige Kreuz’ stand ursprünglich ca. 1,3 km südwestl. des derzeitigen Platzes, etwa 50 m südl. der Eisenbahnstrecke, an der alten Triptiser Landstraße am Rand einer Grabenböschung im Verlauf der Gemarkungsgrenze Dreitzsch-Molbitz; hier wurde der Stein während des 2. Weltkrieges von einem Bauern wegen Behinderung der Feldarbeit eingegraben, worauf er bis 1978 als verschollen galt; im jenem Jahr durch Nachsuche von W. Rothe, Neustadt, wiederentdeckt und am 8. Juli 1980 durch G. Ost, Zöllnitz und H. Claus, Lotschen, ausgegraben und etwa an der Fundstelle neu aufgerichtet; nach Beschädigung durch Anfahren wurde der Stein von Bodendenkmalpflegern und Mitarbeitern der LPG ‘Vorwärts’ Dreitzsch am 1. Juni 1983 an den derzeitigen Platz versetzt; im Schrifttum auch unter Molbitz geführt (Lit. F. Störzner)

nach Lit. Knauer, 1927, ist am früheren Standort der Flurname ‘beym heiligen creucz’ aus 1505 nachweisbar, sowie 1729 und 1769 ‘Heiliges Kreuz’; Lit. Haardt: ‘nur geheuer soll es dort nicht sein’, man mied die Stelle

Quellangaben: Lit.: 1. F. Störzner s.o. S. 43-44, Nr. 66 m. Abb. 79, daraus: 2. H. E. Knauer, Die alten Steinkreuze, Neustadt 1927, 35-36, 3. H. Oertel, 1927c, S. 575, 4. F. Haardt, 1934, S. 178, 1938, S. 139, 5. G. Ost, Der vergrabene Kreuzstein, TLZ 36, Weimar 1980, m. Zeichnung, Internet: 1. ...triptis.de-Der Kreuzstein in Dreitzsch

c.2015 www.kreuzstein.eu