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Oschatz, Lkr. Nordsachsen, östl. Ortsausgang, südseitig der Straße nach Kleinragewitz, im Vorgarten ‘Riesaer Straße 32’, 3 Steinkreuze (geschützt seit 21. 1. 1963)

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Ang. Lit. H. Quietzsch, 1980:

Am östlichen Ortsrand, südlich an der Straße nach Kleinragewitz, im Vorgarten vom Wohnhaus des östlichsten Gutes der Riesaer Straße. 3 Steinkreuze angeordnet in weitem Bogen in gleichen Abständen. Ruhlandsgärten (Kreutzen 1785, Hoffmann 1813, Gräße 1855, Wiechel 1911) - eine Bezeichnung für die Gerichtsstätte - s. Bedeutung (vgl. zum Flurnamen Steinkreuz Grimma, Nr. 42). Bedeutung: Die Gruppe könnte auf Grund des Flurnamens die Stelle des peinlichen Gerichtes kennzeichnen. Die Gruppe stand bis 1954 genau gegenüber dem jetzigen Standort, nördlich an der Straße, etwa 10 m östlich vom Wegeabzweig nach Mannschatz; angeordnet nebeneinander in einer Linie und gleicher Reihenfolge wie jetzt, orientiert O-W. Versetzt am 14. 5. 1954 wegen eines Stallneubaues, leider keine Notierung von Beobachtungen (Kuhnert 1955 u. 1956). Sühneverträge von 1483, 1485, 1516, 1552 (Stadtbuch 1930, S. 149-150, 175; Kuhfahl 1928, S. 161) weisen keine unmittelbaren Beziehungen zu dieser Steinkreuzgruppe auf. (Textkopie Lit. H. Quietzsch, 1980)

Ang. Lit. G. A. Kuhfahl, 1928:

Mittelalterliche Totschlagsühnen aus sächsischen Orten und den Grenzgebieten (Auszug):                                                                                                                                                                                                       Oschatz 1483, 1485, 1516, 1552 - Erbbücher des Amtes Oschatz. Magazin der Sächsischen Geschichte, II. Teil 16. Stück, Dresden 1785. (Stadtbibliothek Dresden). Mitteilungen des Kgl. Sächsischen Altertumsvereins 1857, Heft 10 S. 43. Mitteilungen des Altertumsvereins Plauen i. V. 1891, S. 76. (Landesbibliothek Dresden). Wilhelm, Alte Steinkreuze, in den Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde 1906, Heft 2 S. 38. (Textkopie Lit. G. A. Kuhfahl, 1928, S. 161)

A (links): Obertägige Maße: (aktuell unbekannt, nach Lit. H. Quietzsch, 1980: Höhe 0,66 m, Br. 0,62, T. 0,23), Steinkreuz lat. Form aus Braunkohlenquarzit mit nach außen verbreiterten Kopf, Arme und Schaft; Asymmetrie durch unterschiedlich in Höhe angesetzte Arme; partieller (reparierter) Abschlag am rechten Kreuzarm

B (mittig): Obertägige Maße: (aktuell unbekannt, nach Lit. H. Quietzsch, 1980: Höhe 0,62 m, Br. 0,53, T. 0,27), Kreuzstein aus Porphyrtuff rechteckiger Form; über die gesamte Fläche Kreuz in kräftigem Flachrelief mit markant nach außen verbreiterten Enden, wobei Kopf und Schaft diesbezüglich mehr betont; auf dem Reliefkreuz in der Längsachse im Flachrelief ein kaum noch erkennbares Schwert mit rundem Knauf und gerader Parierstange

C (rechts): Obertägige Maße: (aktuell unbekannt, nach Lit. H. Quietzsch, 1980: Höhe 0,62 m, Br. 0,72, T. 0,26), Steinkreuz aus Braunkohlenquarzit mit nach außen verbreiterten Enden, Arme weit ausladend, Unterseiten geschweift auslaufend (H. Quietzsch, 1980: ‘Stellung der Armwinkel und der Kantenwinkel dem Flugbild eines Raubvogels ähnlich’) gerundete Kantenübergänge, Schaft markant verbreitert (Verf. frei nach H. Quietzsch, 1980)

Anm. zur Kreuzform Steinkreuz C: Im Grunde weist das Steinkreuz unverkennbar gotische Züge auf (14./15. Jh.). Zuweilen sprechen einige Literaten bezüglich dieser Kreuzform von ‘Malteser - Kreuzform’. Setzt man sich mit der Gesamtform obigen Steinkreuzes eindringlich auseinander, so ist die Aussage ‘Malteserform’ oberflächlich. In Anbetracht vieler offener Fragen in der Stein- bzw. Sühnekreuzforschung sind derartige schablonenartige Definitionen fehl am Platz, vielmehr sollte diesbezüglich die mittelalterliche christliche Anschauung als Grundlage dienen. Wenn man akzeptiert das Steinkreuze, in der Funktion als Sühnekreuze, durch ihre Form Aussagen über beteiligte Personen eines Tatherganges ausdrücken können, so ist eine figürliche Ausdrucksform christlicher Anschauung durchaus denkbar. Die verblüffende Ähnlichkeit der Kreuzarme mit Engelflügel ist kaum zu übersehen. Das Steinkreuz stellt die Inkarnation eines Engels dar, im Sinne dessen Funktionalität. Engel bzw. Erzengel sind nach christlicher Überzeugung Schutzpatrone, Bewahrer der Kirche und geleiten Verstorbene in das Himmliche Paradies. Siehe zu dieser Problematik eine detaillierte Beschreibung des Steinkreuzes in Rubrik TH-Gotha B (Originaltext Verf.)

 Quellangaben: Lit.: 1. Harald Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Leipzig, Berlin 1980, S. 110-114, Nr. 59/60/61 Oschatz, Kr. Oschatz Mbl. 4644 (15), S 1,0 / O 13,25 m. Abb. 78-81 (Kopien), daraus: 2. G. A. Kuhfahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, Nr. 188, S. 15/38/41/54/78/161 m. Abb. 5 u. Nachtrag zum Heimatschutzbuch von 1928 (1936), Nr. 199 u. 1912, S. 59-60 u. 1914, S. 193/202/205/228, Nr. 163 u. 1918, Nr. 163, S. 7/16 m. Abb. 1 (s. Rubrik Literatur, Kuhfahl-Verz. Publikationen), 3. J. G. Hoffmann, Von öffentlichen Kreutzen in Sachsen, in: Magazin der sächs. Geschichte, Dresden 1785, II. Teil, S. 290- 298 (J. C. Hasche), 4. C. S. Hoffmann, Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes und der Diöces Oschatz in älteren und neueren Zeiten. Oschatz 1813, S. 40/177, 5. J. G. T. Grässe, Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden 1855, S. 215 u. gl. Titel, Dresden 1874, Bd. I, S. 271-272, 6. E. Trauer, Die Kreuzsteine des sächs. Vogtlandes, in: Mitteilungen des Altertumsvereins zu Plauen, 1891, S. 57-78 m. Abb., 7. H. Wiechel, Alte Steinkreuze in Sachsen, Mitt. des Vereins für Sächs. Volkskunde, 1. Bd., 1897-1899, H. 11, S. 2-6 m. Abb. u. 1911, Zur Steinkreuzforschung, gl. V., Bd. 5, H. 12, S. 357-358, 8. A. Meiche, Sagenbuch des Königreichs Sachsen, Leipzig 1903, S. 927, 9. C. Gurlitt, Beschreibende Darst. der älteren Bau- u. Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Oschatz 1905, S. 254, 10. K. Helbig, Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen, Mitt. des Vereins f. Sächs. Volkskunde, 3. Bd., 1903-1905, H. 12, S. 369-389 u. 1906b, gl. Titel, S. 22, 11. F. Wilhelm, Alte Steinkreuze - Grenzzeichen ? - Sühnekreuze !, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 4. Bd., 1906-1908, H. 2, S. 36-41, 12. M. Oesfeld, Eine Reise ins Erzgebirge vor 100 Jahren, in: Unsere Heimat, Zwickau 1907, S. 112-114, 13. W. C. Pfau, Sind die alten Steinkreuze Grenzzeichen ?, in: Erzgebirgszeitung, Teplitz 1907, S. 134, 14. J. Thomas, Von alten Steinkreuzen in unserer Heimat, in: Volkszeitung für Meißen, Riesa und Umgebung, Meißen 1927, Nr. 242, Beil. 15. Oktober u. 1928 gl. Titel, in: Beil. zum Riesaer Tageblatt, 1. Jg., Nr. 14, 15. A. Zehrer, Ein Beitrag zu den Steinkreuzen in der Oschatzer Gegend, in: Aus Heimatfl. u. Mutterl., Oschatz 1935, Nr. 5, 16. P. Kuhnert, Die Steinkreuze vonOschatz, in: der Rundblick, Wurzen 1956, Nr. 4, S. 111-113, 17. H. Quietzsch, Ein Beitrag zur Steinkreuzfrage, in: der Rundblick, Wurzen 1956, 3. Jg., H. 23-24, S. 759-761 m. Abb.

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Kulturdenkmale in Oschatz: Drei Sühnekreuze, Riesaer Straße 32 (vor),Vermutlich 15./16. Jahrhundert, Zwei Steinkreuze und ein Kreuzstein, Objekte mit rechtsgeschichtlicher Bedeutung, erstes Kreuz: Granitkreuz mit zum Kreuzstamm konisch zulaufenden kurzen Kreuzarmen, zweites Kreuz: Granitplatte, beidseitig mit Kreuzrelief, drittes Kreuz: Granitkreuz mit kurzen Kreuzarmen, ID 08973813, daraus: Fotokopie, Urheber: ‘Radler59’ (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY-SA 4.0

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