kopie b. losch 1981
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Oftersheim, Lkr. Rhein-Neckar-Kreis, ca. knapp 3 km südöstl. vom südl. Ortsrand, am südöstl. Rand des Golfplatzes 'Rheintal' (günstig erreichbar: am südl. Ortsrand zweigt von der 'Mannheimer Straße' der 'Postweg' ab, der zunächst etwa parallel ostseitig der B 91 in Richtung Südosten verläuft und alsbald den südl. Rand des Golfplatzes tangiert, wo er an dessen östl. Ende sich nach rechts gabelt, hier ist dem linken Weg nach Nordosten ca. 50 m bis zum Standort zu folgen), Steinkreuz

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Steinkreuz lat. Form aus Buntsandstein mit ersetztem Schaft und beidseitig Darstellung bzw. Inschriften, Steinkreuz, Benennung: 'Herzogskreuz' (auch Flurname)

Ang. B. Losch, 1981: 'Standort TK 6617 Schwetzingen R 72260 H 68280, Flst. 3328. Am einstigen Postweg nach Sandhausen, am Rand des Golfplatzes. Beschreibung: (die abgebildete Ansicht wird als Vorderseite angenommen): Buntsandstein. Balkenenden leicht beschädigt. Armoberseiten durch Beschädigung gerundet. Rechte Armoberseite ausgeschliffen. Schleifrillen auf Kopf- und Armoberseiten. Schaft erneuert, mit Eisenklammer befestigt. Maße: Höhe 0,90 m, Br. 0,80, T. 0,20, Form: Langbalkig, ausgeglichen. Zeichen: Schlangenlinie in der Kreuzmitte (Ortswappen von Oftersheim). In der linken Außenfläche des Kopfbalken ein Abtsstab (Kloster Schönau). Inschrift (nach W. Freiberger, 1925 u. Franz Volk, 1968): Rechts neben dem unteren Ende des Abtsstabs ein 'H' (Heidelberg). Jahreszahl '1702' in zwei Zifferngruppen in den Armen links und rechts der Schlangenlinie. Im Kopf die Ziffer 30. Auf der Gegenseite im Kopf 'RENO/VIRT/1778', in der Kreuzmitte 'CP' (Kurpfalz). In der rechten Außenfläche des Kopfbalkens 'NO/41'; in der rechten Armaußenfläche 'UH' (Unter Hardt). Bei der Abtrennung des Gemeindewaldes Oftersheim vom Kurfürstlichen Waldgebiet 'Schwetzinger Hardt' im Jahre 1702 wurde das Kreuz in die in großen Zügen durchgeführte Waldversteinung aufgenommen und 1778 bei der Vervollständigung der Grenze als Grenzstein beibehalten. Die Beschriftung bezieht sich also 'auf die Eigentumsverhältnisse und die Vermarkung des Waldes.' Sie enthält 'lediglich die Geschichte des Kreuzes als Grenzstein' (W. Freiberger, 1925). Datierung: ca. Ende 15./16. Jh. Volkstümliche Überlieferung: In der Nähe soll einmal ein Mord begangen worden sein (W. Freiberger, 1925). 'Hier ist ein Herzog begraben' (F. Volk, 1968). Benennung und Flurname: 'Herzogskreuz' (Textkopie B. Losch 1981)

Ang. B. Losch, 1968: 'Neben den vereinzelten als ursprünglich nachweisbaren Grenzkreuzen gibt es eine kleine Anzahl von Steinkreuzen, die irgendwann zur Grenzbezeichnung verwendet worden sind, wie die auf der Oberseite des Kopfstücks vorhandenen charakteristischen Krinnen vermuten lassen(Gundelfingen Krs. Münsingen). Stets bleibt aber unsicher, ob solche Steinkreuze von vornherein als Grenzmarken gesetzt worden sind oder erst nachträglich den Charakter von Grenzzeichen angenommen haben, wie nachweislich das sekundäre Grenz-Steinkreuz bei Oftersheim Krs. Mannheim ((Textkopie B. Losch 1968, S. 24)

'Die Ursprünge des Steinkreuzes an der Wegkreuzung des alten Postwegs von Oftersheim nach Sandhausen und der alten Speyerer Straße nach Heidelberg sind unbekannt. Wie bei den meisten alten Steinkreuzen nimmt man an, dass das Kreuz an der Stelle eines Unglücks oder eines Mordes errichtet wurde. Alte Kirchenbücher aus der Zeit vor 1700, die möglicherweise noch Auskunft über den Anlass geben könnten, sind in Oftersheim nicht mehr vorhanden. Im lokalen Sagenschatz wurden zwei Überlieferungen tradiert: entweder soll in der Nähe des Kreuzes jemand ermordet worden oder aber soll ein Herzog dort begraben sein. Laut einer Holztafel in einem nahegelegenen, nach dem Kreuz benannten Waldstück soll hier 1498 ein Mordanschlag auf Landgraf Wilhelm III. von Hessen verübt worden sein. Nachdem der Kurfürst 1698 den Waldbesitz der Gemeinde Oftersheim bestätigt hatte, wurde der Gemeindewald vom herrschaftlichen Wald in der Schwetzinger Hardt 1702 abgemarkt. Das Steinkreuz wurde dabei als Grenzstein verwendet. Alle Inschriften des Kreuzes stammen aus der Zeit der Verwendung als Grenzstein. Auf der Seite, die Oftersheim zugewandt ist, befindet sich die Oftersheimer Schlange mit der Jahreszahl 1702 und der Grenzsteinnummer 30. Auf der dem Staatswald zugewandten Seite befindet sich die Inschrift RPN / VIR / 1778 / CP. Die obere Inschrift hat wohl einst RENO / VIRT gelautet, was sich auf die erneute Grenzvermessung im Jahr 1778 bezieht. CP steht für die Churpfalz. Außerdem war auf der dem Staatswald zugewandten Seite einst auch die Grenzsteinnummer 41 zu sehen, das Kreuz war der 41. von insgesamt 228 Grenzsteinen des Staatswalds. Auf der Endseite des linken Querbalkens befindet sich die Abkürzung UH für Untere Hardt (d. h. das angrenzende Forstrevier Schwetzingen), auf der rechten Endseite symbolisiert ein Abtsstab den in dieser Richtung angrenzenden Grundbesitz des Klosters Schönau. Schließlich befindet sich oben auf dem Kreuz noch eine Einkerbung, die die Richtung der durch das Kreuz markierten Grenzziehung vorgibt. In der Forsteinrichtungserneuerung der Schwetzinger Hardt von 1848 wird der Grenzstein Nr. 41 genau beschrieben. Eine weitere historische Beschreibung stammt von Forstmeister a. D. Freiberger von 1924. Bei letzterer Beschreibung hatte das Steinkreuz eine sichtbare Höhe von 100 Zentimeter, wovon die Höhe vom Boden bis zum Querbalken 48 cm betrug. Das Kreuz steckte außerdem noch rund 50 cm in der Erde. Im Zweiten Weltkrieg befanden sich Offiziersbaracken eines Wehrmachts-Truppenübungsplatzes in der Nähe des Steinkreuzes. In den Wirren der letzten Kriegstage ereigneten sich dort Plünderungen. Zu jener Zeit wurde auch das Steinkreuz zerschlagen. Die Überreste lagen eine Weile am Waldrand, bevor man das Kreuzoberteil neu auf seinem heutigen kurzen Betonsockel aufgerichtet hat' (Textkopie: ...wikipedia.org/wiki/Herzogskreuz-(Oftersheim, daraus: Karl-Heinz Söhner: Vom Steinkreuz zum Grenzstein – Die Bedeutung des Herzogskreuzes von Oftersheim liegt im Dunkel der Geschichte, in: Kurpfälzer Winzerfestanzeiger, Ausgabe 2011, S. 90)

Quellangaben: Lit.: 1. B. Losch, 1981, S. 185, Oftersheim m. Abb. 306 (Kopie), S. 39, daraus: 2. W. Freiberger, Das Herzogskreuz, in: Mein Heimatland 12, 1925, S. 65, 3. Franz Volk, Oftersheim. Ein Dorf und seine Geschichte. Mannheim 1968, S. 133 (dort Vermutung, das Kreuz stehe seit 1500 zur erinnerung an einen erschossenen Kurfürsten), 4. B. Losch, Steinkreuze in Südwest-Deutschland, Volksleben 19, Tübinger Verein für Volkskunde e.V. Tübingen, Magstadt 1968, S. 24/53/58/98

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Foto v. 30.6.2011, Herzogskreuz Oftersheim (Kopie), Urheber: 'AnRo0002' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CCO

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