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Ebermannstadt, OT Moggast, Lkr. Forchheim, A: nordseitig an der Straße nach Leutzdorf, an Einmündung eines Feldweges, ‘Schlosserstein’

Obertägige Maße: Höhe 0,90 m, Br. 0,55, T. 0,30, der Kreuzstein aus Dolomit neuerer Zeit mit kuppelförmig gestalteten Kopfteil, vorderseitig arg abgewittert u. beschädigt, zeigt ein lat. Balkenkreuz im Flachrelief (H. 0,65 B. 0,52 T. 0,08), dessen Enden kleeblattartig verziert sind; im Kreuzungsfeld die eingerillte Jahreszahl 1762 und beidseitig des Schaftes eine fragmenthaft erhaltene Inschrift:

‘CARL GERLA / ... GER... / SCHLOS... VON B / ...SER ..AMBERG / STARB I... ...M AUGU... ST...’

das im Volksmund Schlosserstein genannte Denkmal stammt ursprünglich aus der gleichnamigen Flur (auch Schlüsselstein) wenig nördl. des heutigen Standortes; es stand auf einem Acker und wurde später am Weg von Moggast zur Vierzehnheiligen Kapelle aufgestellt; als im Zuge der Flurbereinigung 1960 dieser Weg eingezogen wurde, setzte man den Kreuzstein an den in der Nähe befindlichen Waldrand; seit Sommer 1995 am heutigen Standort; der Kreuzstein erinnert an den aus Hantschen bei Trier stammenden Bamberger Schlosser Carl Gerlager (seit 1715 im Besitz des Bamberger Bürgerrechts), der im August 1762 auf dem Weg zwischen Moggast und Gößweinstein verstarb; er fertigte u. a. die Gittertüren der berühmten Wallfahrtskirche zu Gößweinstein; nach der Sage soll am ursprünglichen Platze des Kreuzsteines ein Schlossergeselle beraubt und erschlagen worden sein (Verf. frei nach Lit. W. Rühl)

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Rühl, Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Forchheim, Forchheim 1999, S. 25-26 m. Abb. Nr. 02, daraus: 2. P. Aquilas Rohner, Geschichte der Pfarrei Moggast, S. 149, 3. Emil Sluzalek, Ein alter Gedenkstein, 1965, S. 19-20, Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Ebermannstadt, OT Moggast, Kreuzstein, Hafnersweg, sog. Schlosserstein, Sandstein, bez. 1762, links der Straße nach Leutzdorf, D-4-74-121-75

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standort buckenreuther tor

Moggast, Innenseite der Kirchhofsumfassungsmauer kath. Pfarrkirche St. Stephan, links und rechts des Buckenreuther Tores eingemauert    

B: links, Maße: Höhe 1,70 m, Br. 0,78, T. 0,30, der bündig eingemauerte, nur weinig über das Mauerniveau ragende Kreuzstein aus Dolomit, zeigt im Flachrelief ein Doppelbalkenkreuz mit kleeblattförmigen Enden, dessen Fuß auf Halbkreisausschnitt, Kreis und gerahmten Inschriftsfeld steht, wobei keinerlei Zeichen deutbar, bzw. erkennbar sind (Verf.)

C: Maße: 1,35 m, Br. 0,66, gleiche Kreuzdarstellung, jedoch auf gerahmter, vertiefter Fläche hervorgearbeitet; beidseitig des Fußes, der in eine Inschriftstafel ausläuft, je ein Beinknochen, wohl eine Anlehnung an das bekannte ‘memento-mori’ - Symbol, gedenke des Todes ! Totenkopf mit gekreuzten Beinknochen; Inschrift: ‘JOHANNES / BRÜTTING  AUS / BUCKERSEUTH / 1787’, der Grabkreuzstein wurde für Johann Brütting, Bürgermeister (Praetor) in Buckenreuth gesetzt, der am 1. 12. 1786 im Alter von 58 Jahren und 3 Monaten verstarb und in Moggast begraben wurde (Verf. frei nach Lit. W. Rühl)

Quellangaben: Lit.: C: 1. W. Rühl, S. 27 m. Abb. Nr. 03

die Geschichte von Moggast (Mockas, regionale Mundart) geht urkundlich bis in das Jahr 1310 zurück; Mitte des 15. Jh. entstand hier eine Keimzelle der Pfarrei Pretzfeld, deren Stifter und Patronatsherren die Ritter von Egloffstein auf Burg Gailenreuth waren; um 1500 ging die Kirchenanlage zu Moggast an die Ritter von Wichsenstein über; von 1560 bis 1622 war Moggast lutherisch, im letztgenannten Jahr wieder katholisch; noch 1850 zu Wichsenstein gehörend wurde Moggast Kuratie (Seelsorgebezirk) und 1920 zur selbstständigen Pfarrei erhoben; das Ensemble des Kirchplatzes zu Moggast ist in seinem Ursprung als sog. Wehrkirche nachgewiesen, im Mittelalter in ganz Europa anzutreffende, befestigte Kirchenanlagen, die besonders den Bewohnern kleinerer Orte, ohne Befestigungsanlagen, in Kriegszeiten eine Zufluchtsstätte boten; die heutige Kirchhofsumfassungsmauer mit dem Buckenreuther Tor (mit Jahreszahl 1616) ist als Rest der einstigen, mehrere Meter hohen, im 15. Jh. entstandenen Wehrmauer zu sehen; nach Auskunft der Kirchgde. Moggast stiess man vor wenigen Jahren im Zuge von Mauersanierungsarbeiten auf das Objekt B, welches unter dem damaligen maroden Putz viele Jahrzehnte unbekannt verborgen lag, wobei die hellere Verfärbung bis etwa an die unteren Kreuzbalken, eindeutig die damalige Auffindungssituation, der bis dahin bestandenen Untertägigkeit, bestätigt; Objekt C bereits seit langer Zeit sichtbar eingemauert und hinsichtlich der Inschrift als Grabkreuzstein in der Fachliteratur aufgeführt (Verf.)

in Anbetracht der Darstellungen eines Doppelbalkenkreuzes auf beiden Denkmalen ist hier eine Aufnahme erfolgt und diesbezüglich näher behandelt: das Doppelbalkenkreuz, lat.: crux gemina, Zwillingskreuz, ist auch unter den Bezeichnungen Patriarchenkreuz, Kardinalskreuz, Lothringerkreuz sowie Spanisches- oder Caravacakreuz, Ungarkreuz, Wienerkreuz, Engelskreuz u. Jerusalemerkreuz bekannt; der Ursprung dieser Kreuzform geht bis in röm. Zeit zurück; als Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhob, wurden über den weit zerstreuten Bischofssitzen des gesamten Reiches übergeordnete Patriarchdiözesen, wie etwa Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem eingerichtet; als Zeichen dieser vorrangigen kirchl. Machtbereiche wurde das Doppelbalkenkreuz eingeführt, das nur noch vom päpstlichen Kreuz mit drei Balken übertroffen wurde; später galt dieses Kreuz als Erkennungszeich. der ungarischen Könige, des Ritterordens Vom heiligen Grab, sowie auch als Zeichen im Kampf gegen die Ungläubigen in Spanien und Wien; im ausgehenden 15. Jh. nahmen es die Herzöge von Lothringen in ihr Wappen auf; seine Aufstellung bzw. Darstellung vor Städten, Flecken, in Dörfern und im freien Felde erfährt es im 17. Jh. zum abergläubigen Schutze gegen die Pest und Unwettern; zuweilen wurde es auch an den Stationen der Prozessionswege errichtet (s. Rubr. Sachsen-Weißkollm) wie viele andere Gebiete litt auch das Frankenland sehr unter der Pest und Viehseuchen während des Dreißigjährigen Krieges, 1618-48, und in den Jahrzehnten danach zum Dank des Überwindens sollen viele Wallfahrten in der Region entstanden sein, unter anderen die von Gößweinstein, wovon noch heute ein erhaltenes Lied der Wallfahrer zeugt: ‘Herr, sei um eins nur noch gebeten, bringe unseren Bayern bei, dass es frei von Kriegsnöten, frei von Pest und Hunger sei !’ ein Beziehung beider Kreuzsteine zu dieser Thematik, hinsichtlich ihrer Darstellung, ist annehmbar (Verf.) 

Quellangaben: Lit.: W. Rühl, S. 27-28 m. Abb. Nr. 03 (C), daraus: 2. Heinrich Mayer, Die Kunst des Bamberger Umlandes, Bd. I/II, Bamberg 1930, S. 396 u. 180, 3. Alfred Schädler, Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Landkreis Pegnitz, Bd. II, München 1961, S. 372, Internet: 1. ...moggast.de

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