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Ilberstedt, Salzlandkreis, östl. Dorfausgang, Bernburger Straße, im Winkel der Einm. ‘An den sechs Steinen’

sechs Steinkreuze bzw. Kreuzsteine aus Sandstein unterschiedlichen Typus stehen an der Südseite der Straße in Nord-Süd-Ausrichtung etwa hintereinander; Text der Hinweistafel von 1908: ‘Ein Fleischer kommt hier von der Stadt, Einen großen Hund er bei sich hat. Von Räubern wird er angefallen. Doch bracht der Hund den Tod ihnen allen, Dann, ach, er kennt nicht mehr den Herrn, Erwürgt auch ihn, von hier nicht fern. Alsdann legt er sich zu ihm hin, Nicht kam ihm Nahrung in den Sinn. Vier Räuber, Fleischer und der Hund, Macht Dir die Zahl der Steine kund. Und willst Du meinem Wort nicht trauen, So lies, Du kannst es an den Steinen schauen.’

neben dieser Sage ist in der Lit. Wirth zu lesen, dass sich hier 6 Müllerburschen wegen eines Mädchens gegenseitig umbrachten; bereits Johann Christoph Beckmann erwähnt die Steine in seiner ‘Historie des Fürstentums Anhalt’ Zerbst 1710, S. 26, versucht sich aber nicht mit einer Deutung, sondern nimmt nur ihre Entstehung in christlichen Zeiten an (W. Saal); Büttner vermutete eine Herkunft der Steine von dem Kirchhof einer der beiden Ilberstedter Kirchen; ein heute verschwundenes Steinkreuz, das angeblich das Grab des Hundes aus der Sage bezeichnete, stand am Wege nach Kölbigk, wo sich die Wipper dem Wege nähert, in der südl. Böschung zwischen Weg und Feld; das Tier lief vor Durst zur Wipper, nachdem es Räuber und Herrn im Blutrausche zerfleischte und verstarb dort vor Schwäche

freilich ist hinsichtlich der Unterschiedlichkeit der Denkmale die Zusammengehörigkeit in Bezug auf die Sage unwahrscheinlich, vielmehr handelt sich um eine Ansammlung von Kleindenkmalen verschiedener Zeiten (Verf.)

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A: nördlichster Stein o.l. Obertägige Maße: Höhe 0,64 m, Br. 0,55, T. 0,22, Kreuzstein, breitbalkiges Kreuz im Relief mit vertieften Kreuzarmwinkelstützen, die ein rundes Oberteil ergeben; Schaft verbreitert sich nach unten; Rückseite arg verwittert, B: Höhe 0,54 m, Br. 0,42 T. 0,18, an diesem Objekt ist nichts mehr zu erkennen, nur der Standort lässt einen Kreuzstein vermuten (W. Saal) C: Höhe 0,90 m, Br. 0,88 T. 0,19, das Steinkreuz mit gerundeten, abgearbeiteten Enden war um 1950 noch etwa 1,50 m hoch, brach im Schaftbereich und sitzt nun auf dieser Bruchstelle; Einarbeitung eines lat. Balkenkreuzes auf der Vorderseite, dessen Linien sich überschneiden, D: Höhe 0,55 m, Br. 0,43 T. 0,18, gut erhaltenes Steinkreuz mit nasenbesetztem Schaft, nicht exakt symmetrisch gearbeitet; Schaft verbreitert sich nach unten; vor Jahrzehnten soll noch ein eingetieftes Kreuz, sowie ein Schlächterbeil zu sehen gewesen sein, das sehr wahrscheinlich die Veranlassung zur überlieferten Sage gab (Büttner) E: zwei Bruchstücke eines Steinkreuzes, vorn Schaftansatz mit einem Kreuzarm kopfliegend, hinten Rest des Schaftes, um 1900 zweiter Kreuzarm noch vorhanden gewesen, F: das in zwei Teile zerbrochene Steinkreuz ist vom Typ mit Objekt A vergleichbar, doch handelt es sich hier um ein nasenbesetztes gotisches Kreuz, mit Eisenklammern reparierte Bruchstelle, die um 1950 erneut brach; früher wurde nachstehende eingerillte Inschrift gelesen, außerdem soll das Denkmal einen Wappenschild gezeigt haben: ‘ANNO DNI MCCCLXIII IN DIE S JACOBI ALBRECHT WELLER FAMULUS R IN PACE AMEN’ (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Walter Saal, Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, Halle 1989, S. 15-16 m. Abb. 15/16, daraus: 2. Büttner, in: Pfänner Zu Thal: Analts Bau- und Kunstdenkmäler, Dessau 1892, 3. W. Kunze, Von Steinkreuzen in Feld und Wald, in: Germanien 7, 1935, S. 291-298, 4. O. Träger, Von alten Steinkreuzen im Bernburger Lande und ihren Sagen, in: Bernb. Heimathefte 1, 1956, S. 209-218, 5. A. Wirth, Stein- u. Sühnekreuze in Anhalt, in: Dessauer Kulturspiegel 4, 1957, S. 380-384, 6. W. Saal, Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, Merseburg 1992, S. 19

verschollene Objekte: Ilberstedt, 1. das ‘Morgankreuz’ soll bis 1945 auf der Höhe des ‘Bullenstedter Brocken’ gestanden haben, brach damals schon auseinander und ging aus (Höhe 1,20 m); die Sage erzählt vom Schatzfund eines Schäfers, der an der Fundstelle seinen Nachbarn, der von ihm die Hälfte des Gefundenen verlangte, erschlagen und verscharrt hat; aber auch der Schäfer starb, vom Gewissen verfolgt, an der gleichen Stelle, 2. Steinkreuz am Weg nach Kölbigk (Quelle: 1. Lit.: W. Saal, s.o. 1989, daraus: 2. Träger, 1956)

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