kopie thueringer allgemeine v. 8.10.2016
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Erfurt (kreisfr.), südl. Stadtrand, ca. 15 m westseitig der Arnstädter Straße (B 4), 300 m südl. vom Schloßhotel Hubertus, Waldrandzone des Steigerwaldes, ‘Steigerkreuz / Mönchskreuz’

Maße ab Sockel: Höhe 2,40 m, Br. 0,75, T. 0,24, das Steinkreuz aus Sandstein gehört zur Gruppe der Hochkreuze; ein Tatzenkreuz auf einem langen Schaft mit einer Inschrift aus 5 cm großen Buchstaben, die vom Schaft bis zu den Kreuzarmen verläuft; am Kopf ist ein einfaches kleines lat. Kreuz eingerillt; im unteren Teil des Schaftes eine rechteckige Feineinrillung eines knienden Adoranten; diese Darstellungen, oft auch auf Kreuzsteinen werden in der Fachliteratur nicht eindeutig zugeordnet; meist soll es sich um die dargestellten Stifter handeln, doch denkbar wäre durchaus die Darstellung des Getöteten, der um sein Seelenheil bittet; ein Beispiel dafür ist der Kreuzstein im Kloster Loccum, NI: ein Bauer erschlug mit einer Axt einen Abt, wobei das Opfer kniend mit der Tatwaffe im Kopf auf dem Kreuzstein dargestellt ist; aus Antiker Zeit existieren Grabsteine und Sarkophage mit abgebildeten Personen, unter denen sich immer eine Kniende befindet, der Verstorbene (Verf.)

Inschrift, lat.: ‘hIC EST OCCISVS MA / GISTER hENRICVS / DE SYBELEIBEN / SACERDOS’ (hier wurde der Amtsmann und Priester Heinrich von Siebleben getötet) die zweimalige Verwendung des Kleinbuchstaben ‘h’ im Text, einmal für den Tatort und zum anderen für den Getöteten soll die symbolische Negation für das Geschehene ausdrücken, besonders im Namen wird daraus der Tod der Person angezeigt (Verf.)

nachweislicher Sterbeeintrag von 1323: ‘Anno dm MCCCXXIII quarto idus decembris ob magr henricus de Sebeleybin Can Ecce Sancti Severi qui fuit occisus p henricus connte de Schwarzburg in cuius annivs dant quiqz talenta t I sol plbano Sancti bene- dicti vnu talentu de bonis in Bechsilde rode dist fideliu dat’            

Im Jahre des Herrn 1323 vier Tage vor den Iden des Dezember starb der Magister Heinrich von Siebleben, Kanonikus an der Kirche des heiligen Sever, der von dem Graf Heinrich von Schwarz- burg erschlagen wurde. Zu seinem Jahrgedächtnis werden 5 Talente und 1 Solidus, und zwar den Kanonikern 2 Talente, den Vikaren 1 Talent, den Pfarrern der Stadt 21 Solidus, dem Pfarrer von St. Benedikt 1 Talent aus den Gütern im Distrikt der Gläubigen zu Bechsilderode (Quelle: Badische Landesbibliothek Karlruhe, Nekrolog des Erfurter Marienstiftes, Fehlerhafte Abschrift im Domarchiv Erfurt, Hs. Erf. 10)

der Totschlag geschah am 10. Dezember 1323 und nicht wie oft in jüngster Zeit fälschlicherweise angegeben am 4. 12. 1313; der Erschlagene wird zwischen 1307 und 1323 mehrfach in Urkunden erwähnt; sein Besitz in Elxleben (Kr. Arnstadt) fiel 1324 dem Severistift zu (Quelle: Lit F. Störzner 1982a) nach anderer Überlieferung soll hier der Mönch ergriffen und hingerichtet worden sein, der 1472 den großen Erfurter Stadtbrand durch Brandstiftung auslöste (Quelle: Lit. Kruspe, 1877) das Denkmal wurde im Zuge des Straßenausbaues 1968 um etwa 30 m nach Westen versetzt

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirk Erfurt, Weimar 1984, S. 44-45 Nr. 71 m. Abb. 76 u. 77, daraus: 2. A. v. C.C. Ereigniß, Zeitschrift zur Kunde des Vaterlandes, Arnstadt 1841, Sp. 157-158, 3. K. Herrmann, Zeitschr. zur Kunde des Vaterl., Arnstadt 1841, Sp. 270-271 u. 1866, S. 183-187, 4. Mülverstedt, Aufsatz über das Kreuz am Steiger, Erfurt 1867, S. 187-193, 5. H. Kruspe, Die Sagen der Stadt Erfurt, Erfurt 1877, S. 44-45, 6. W. Tettau, Beschreibung der Bau- u. Kunstdenkmäler der Stadt Erfurt, Halle 1890, S. 327-328, 7. R. Loth, Die Steinkreuze in der Umgegend von Erfurt, Erfurt 1896 S. 79-80, 8. R. Bürner, Sühnesteine Erfurt, Erfurt 1915, S. 120, 9. H. Kniesche, Alte Steinkreuze in Thüringen, Eisenach 1920, S. 35-36, 10. W. Schönheit, Die Steinkreuze in Thüringen, Jena/Weimar 1925, H. 11, S. 271-272, 11. R. Block, Alte Steinkreuze in Westthüringen, Eisenach 1926, S. 38, 12. H. Hollender, Das Sühnekreuz am Walde bei Erfurt, Erfurt 1933, 13. W. Reum, Ein Sühnekreuz bei Erfurt, Eisenach 1936, S. 208, 14. Bang, Gedenksteine um Erfurt, Erfurt 1937, S. 17, 15. G. Buchmann, Das Steinkreuz am Wege, Jena 1939, S. 3, 16. E. Hanspach, Das Steinkreuz im Steiger bei Erfurt, Erfurt 1956, S. 2-4, 17. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 15, 18. A. Griebel, Das Steinkreuz am Weg, Weimar 1964, 19. W. Saal, Steinkreuzsagen aus Sachsen - Anhalt, 1965, 20. E. Richter, Vom Wawet zum Steiger, Weimar 1977, 21. B. Schnabel-F. K. Azzola, Die Steinkreuze in Rheinhessen, Alzey 1980, S. 147-148  

22. Frank Störzner, Geschichte (n) in Stein, Ilmenau 2001, S. 7-9 m. Abb., 1. Das ‘Möchskreuz’ im Steigerwald

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Quellangaben: Lit.: Aufsatz von Frank Störzner (s. Rubrik Literatur) ‘Das Mönchskreuz im Erfurter Steigerwald’, in Thüringer Allgemeine vom 8. Oktober 2016

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