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Engelthal, Lkr. Nürnberger Land, A: westl. vom Ort, ca. 1 km nach dem Ortsausgang der 'Nonnenbergstraße' (LAU 7) Richtung Peuerling, südseitig, im östl. Winkel der Zufahrt zum Sportplatz, Steinkreuz (Nachbildung)

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Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Nachbildung (1975) eines zur Tatzenkreuzform neigenden Steinkreuzes mit scharrierter Oberfläche, im Kreuzungsfeld die Darstellung eines linear eingetieften *Dolches (Verf.)

Darstellungen von Dolchen oder Messern (Langmesser) kommen auf Flurdenkmälern wie Steinkreuzen und Kreuzsteinen zuweilen vor. Oft sieht der Volksmund (Volkskunde) darin die Tatwaffen schrecklicher Untaten, die aber meist archivalisch nicht zu belegen sind. S. Altensleben schreibt in seinem revolutionierenden Buch: 'Rätselhafte Steinkreuze - Die Entdeckung ihrer wahren Bedeutung' (2023) auf Seite 119: 'Wenn auf Steinkreuzen und Kreuzsteinen Messer oder Dolche vorkommen, könnten das die verkleinerten Abbildungen von Schwertern sein'. Diese Annahme ist völlig haltlos, denn die Realität zeigt, dass Darstellungen von Messern oder Dolchen eindeutig als solche identifizierbar sind, auch wenn in Betracht gezogen wird, dass bei der Anfertigung von Nachbildungen die originalen Darstellungen eventuell flüchtig verfälscht wurden (s. Messerdarstellung TH-Creuzburg). Wenn man die Dolchdarstellung kultur-historisch näher untersucht könnte obiges Steinkreuz in seinem Ursprung, hinsichtlich der religiösen Ortsgeschichte, als kirchliches Gerichtskreuz errichtet worden sein (Verf. s.u.)  

*Dolch (symbolisch)
Dolche in der Mythologie sind mehr als bloße Waffen. Sie verkörpern göttliche Macht, Schicksal und magische Kräfte. In den alten Hochkulturen Mesopotamiens galten Dolche oft als Symbole göttlicher Autorität und wurden in Tempeln als heilige Objekte verehrt. Die ägyptische Mythologie kannte den Dolch als Waffe der Götter, die sowohl schützen als auch zerstören konnte. In der Mythologie nehmen Dolche eine besondere Stellung ein. Sie sind nicht nur Werkzeuge des Kampfes, sondern Manifestationen göttlicher Macht und Träger tiefer symbolischer Bedeutung. Diese besonderen Klingen verkörpern oft das Schicksal selbst und dienen als Mittler zwischen der Welt der Sterblichen und der Sphäre des Göttlichen. Dolche als Instrument göttlichen Willens: In vielen Mythologien werden Dolche als Werkzeuge betrachtet, durch die sich der Wille der Götter manifestiert. Sie dienen als Vermittler zwischen der göttlichen und der menschlichen Welt. Ob in Ritualen, Prophezeiungen oder heroischen Taten – der mythologische Dolch wird oft als Verlängerung des göttlichen Arms gesehen, durch den übernatürliche Kräfte in die Welt der Sterblichen eingreifen können. (battlemerchant.com-blog-der-dolch-in-der-mythologie-goettliche-waffen-und-symbolkraft)

Engelthal-Frühe Geschichte
1243 wurde das Dorf Swinach zum Sitz des Dominikanerinnenklosters Engelthal. Von 1289 bis 1356 lebte im Kloster Engelthal die Patriziertochter Christine Ebner, die ihre zahlreichen Visionen und Offenbarungen und die ihrer Mitschwestern literarisch verarbeitete (Leben und Offenbarungen, ab 1317 und Engelthaler Schwesternbuch, vor 1346). Aufgrund ihres Lebens und Werks gehörte sie zu den bemerkenswerten Frauen der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Bekannt ist Engelthal (Ortsname unbekannter Etymologie durch dieses Kloster, das im 14. Jahrhundert ein Zentrum mystischer Spiritualität und einer nahezu einmaligen Produktion deutschsprachiger mystischer Literatur war. In den folgenden Jahren erweiterte sich das Frauenkloster nur wenig im lokalen Raum und gelangte 1504 in den Besitz der Reichsstadt Nürnberg. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1565 aufgelassen (wikipedia.org-wiki-Engelthal-Frühe-Geschichte)

Quellangaben: Lit.: 1. Stephan Altensleben, Rätselhafte Steinkreuze - Die Entdeckung ihrer wahren Bedeutung, Langenweißbach 2023, Internet: 1. wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Engelthal (ehem.): Steinkreuz, Kreuz, Sandstein, 17. Jahrhundert, am Weg nach Peuerling, D-5-74-120-16 m. Foto v. 29.4.2018 (Kopie), Urheber: 'Derzno' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY 4.0, 2. wikipedia.org-wiki-Liste-der-Steinkreuze-im-Landkreis-Nürnberger-Land m. Foto u. Beschreibung, 3. google.com-maps-Engelthal-Street View v. Okt. 2023 (Kopie)

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Engelthal B: OT Peuerling, östl. vom Ort, ca. 250 m nach dem Ortsausgang, nordseitige Böschung der Straße nach Engelthal (LAU 7), Kreuzstein (Nachbildung)

urheber: derzno

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Nachbildung (1975) eines etwa rechteckigen Kreuzsteines mit Darstellung eines Tatzenkreuzes über die gesamte Fläche im Relief, unter den Kreuzarmen je ein *Pflugsech bzw. *Pflugschar im Relief, Oberfläche scharriert (Verf.)

*Pflugschar, Pflugsech
Pflugteile wie Pflugschar, Pflugsech und Pflugreute sind bäuerliche Berufs- und Standeszeichen, die z.B. schon in der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels zu sehen sind (um 1300). Derartige Darstellungen kommen ab der Spätgotik auf Kreuzsteinen und Steinkreuzen vor, aber auch als Haus- und Hofzeichen an Gebäuden, auf Grenzsteinen eines Bauernwaldes, auf sog. Bauernsiegeln und auf Gebets- und Grabsteinen von Bauern und auch von Schmieden. Weil das Sühnebrauchtum (Verträge) erst ab dem 14. Jh. einsetzte, müssen solche Darstellungen zwangsläufig ursprünglich eine andere Bedeutung besessen haben bzw. ist es falsch, wenn die Volkskunde diese Zeichen ohne Belege 'automatisch' mit 'Sühne' in Verbindung bringt. Zu dieser Promblematik ist aufklärend anzufügen, daß z.B. diese Darstellungen ab dem 12. Jh. auf Zentgerichtskreuzen an den Zentstühlen der hochstift-würzburgischen Zenten (Karlsberg, Donnersdorf, Eltmann) auftreten und von daher mit Gerichtsbarkeit zusammenhängen müssen. Da Zentgerichte bekanntlich Schöffengerichte waren, kann davon ausgegangen werden, daß Darstellungen von Pflugteilen Zeichen bäuerlicher Schöffen sind. Es kann vermutet werden, der originale Kreuzstein zeigte ursprünglich ein Straßengericht der ansässigen Grundherrschaften an (Verf. frei nach S. Altensleben 2023)

Quellangaben: Lit.: 1. Stephan Altensleben, Rätselhafte Steinkreuze - Die Entdeckung ihrer wahren Bedeutung, Langenweißbach 2023, Internet: 1. wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Engelthal, OT Peuerling: Kreuzstein, 15./16. Jahrhundert, am Weg nach Engelthal, D-5-74-120-23 m. Foto v. 11.9.2013 (Kopie), Urheber: 'Derzno' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY 3.0, 2. google.com-maps-Engelthal-Street View v. Okt. 2023 (Kopie)  

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