nachbildung nachbildung andere seite
standort gallfeld eldagsen

Springe, OT Eldagsen, Region Hannover, A: Südwestseite St. Alexandri-Kirche Eldagsen, im Eck zwischen Turm und Seitenschiff, bis 1981 ca. 300 m nach dem   Ortsausgang, südseitig an der Straße nach Alferde, in der Flur ‘Gallfeld’ (s.o. ursprüngl. Standort mit Nachbildung) ‘Alexanderkreuz, -stein’             

kopie lit. mueller-baumann 1988
alexanderkreuz eldagsen alexanderkreuz eldagsen 2014 m. tafel andere seite

Maße: Höhe ges. 1,25 m (1,0) Br. 0,63, T. 0,22, der arg ausgewitterte Kreuzstein aus Sandstein mit einst rundem Oberteil, wobei die ovale Deformierung vermutlich standortbedingt durch das Abwetzen mittelalterlicher Hieb- oder Stichwaffen entstanden ist, zeigt beidseitig auf vertieftem Grund ein Kreuz, das nahtlos in den Rand übergeht und etwa auf Schaftbreite ausläuft, Vorderseite plastisch, Rückseite reliefartig; am Schaftansatz der Vorderseite befinden sich nebeneinander zwei kleine eingetiefte gleicharmige Kreuze, heute durch Verwitterung kaum noch er kennbar; der Schaft dürfte bereits seit langer Zeit durch Abbruch verkürzt sein (Verf.)

standort st. alexandri kirche
detail hinweistafel v. ort 2014

nach H. Dobertin, Eldagsen, soll der Kreuzstein früher nahe des ‘Kreuzkamp’ etwa genau auf der Stelle des einstigen Galgens der Stadt Eldagsen gestanden haben, diese Örtlichkeit liegt in unmittelbarer Nähe des früheren Standortes an der nach Osten führenden Ausfallstraße; Gerichts- bzw. Hinrichtungsstätten lagen meist an den wichtigsten Verkehrswegen und gelten als Begleitmerkmale von Altstraßen (D. Denecke); nicht selten war es Brauch derartige Plätze mit steinernen Kreuzen zu bezeichnen, doch liegt auch die Vermutung nahe, dass der Kreuzstein nach Aufgabe der Richtstätte aus der näheren Umgebung, evtl. vom Straßenverlauf, hier her verbracht wurde (Verf.)

ein Aufsatz von S. Altensleben, Hof, s.u., reicht weitere diesbezügliche Informationen: in der Flur des mittelalterlichen Archidiakonatssitzes Eldagsen (seit 11. Jh., bereits 796 Mutterkirche des Bistums Elze) sind im Laufe der Jahrhunderte mehrere kirchliche Gogerichtsstätten nachweisbar - so befand sich nördl. des Ortes ein ‘Sichter’ genanntes ausgegangenes kleines Wäldchen und in der Feldmark am ‘Gallfeld’, östl. des Ortes unweit des ‘Kreuzkamp’, die Örtlichkeit ‘Godinghberg’ oder ‘Goetzeberg’; unweit des Kreuzkamp, in der Nähe des Galgens, wurde der Kreuzstein gefunden; die Bezeichnung ‘Gallfeld’ geht auf das mittelhochdeutsche Wort ‘gal’ zurück, was mit ‘Ruf’ übersetzt wird (wohl lateinische Wurzeln, z. B. ‘Gallo’=Hahn aus der Lateinosprache Italiens, Verf.); seit dem frühen Mittelalter war es nämlich Sitte, dass von der Gerichtsstätte aus lautstark der Gerichtstag verkündet wurde (Lit.: 1. Beate Hennig, Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Tübingen 2001, S. 92, 2. Jacob Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, Leipzig 1922, 4. Aufl., Bd. 2, S. 351)

nach den Sagen bzw. örtlichen Überlieferungen erschlug ein Glockengießermeister aus Eifersucht seinen Gesellen, dem die Reparatur einer Glocke gelang; nach anderer Version zerschlug der Glockengießergeselle Alexander entgegen dem Gebot des Meisters den Mantel einer neu gegossenen Glocke, worauf ihn der Meister erstach; zwei Schafherden gerieten zusammen und konnten von den Schäfern nicht mehr getrennt werden, worauf sich beide mit ihren Stöcken erschlugen, deswegen nannte man den Stein auch ‘Schäferstein’(Lit. A. Hoffmann, H. Viebrock) der Name ‘Alexanderkreuz’ wird auch mit der im Ort befindlichen St. Alexandrikirche in Beziehung gebracht (Lit. W. Müller)

die neuzeitliche Geschichte des Alexanderkreuzes gleicht einer ‘Odyssee’ - nach Diebstahl 1981 kehrte das Denkmal nach 32 Jahren zurück nach Eldagsen !

1981 wurde der Stein an der Straße nach Alferde vom Sockel gerissen und gestohlen, worauf intensive Bemühungen zur Wiederauffindung, sowie auch durch die regionale Presse, erfolglos blieben; auf Initiative von Helmut Nowak, Altenhagen, sowie dem Heimatbund Niedersachsen e.V. und Lkr. Hannover wurde am 23. Juli 1983 am Platze des gestohlenen Originals eine Nachbildung aufgestellt, ein Werk des Altenhagener Bildhauermeisters Roland März; im Schaft der Rückseite des Ersatzsteines die Inschrift: ‘ERNEUERT 1983’ (Verf.)

durch ...suehnekreuz.de (Mai, 2011) und ...kreuzstein.eu (Mai, 2013, mit Bildern) wurde der Verbleib des Steines der Stadtverwaltung Eldagsen vermeldet - der Kreuzstein befand sich im Burghof der Leuchtenburg bei Seitenroda, Saale-Holzland-Kreis, Thüringen (Museum Leuchtenburg)

standort museum leuchtenburg

nach Angaben der Museumsleitung übergab ein Weimarer Antiquitätenhändler den Stein an den ‘Freundeskreis Leuchtenburg’, der ihn dem Museum zur Verfügung stellte; 2013 wandte sich Bürgermeister Burmeister, Eldagsen, an die Museumsdirektorin der Leuchtenburg, Frau Dr. Kaiser, mit der Bitte um die Rückgabe des Steines, nachdem Herkunft bzw. Echtheit zweifelsfrei belegt werden konnten; Fr. Dr. Kaiser beurteilte die Sache erfreulicherweise positiv und noch im Oktober brach ein Mitglied des AKSE (Arbeitskr. Stadtgesch. Eldagsen) Herr Friedrich Bohle nach Thüringen auf, um den Stein abzuholen; nach Reinigung durch Karl-Heinz Dziubek (Steinmetz-Meisterbetrieb, Eldagsen) wurde das Alexanderkreuz am 2. April 2014, im Rahmen der Einweihung des neugestalteten Marktplatzes, aufgestellt und kurze Zeit später mit obiger Weissblechtafel versehen (Gehlenbach-Blätter, Geschichten und Geschichte aus Eldagsen, AKSE, ‘Der Alexanderstein-oder: Wenn Steine reden könnten’ von Helgard v. Wedemeyer, Heft 13, Nov. 2014, S. 10-11)   

im Zuge der Neugestaltung des Marktplatzes, der Platz unmittelbar südl. der Kirche (ehem. Kirchhof) wurde das Pflaster (Bodenniveau) um ca. 15 cm erhöht, sodass derzeit die unteren kleinen Kreuze des Objektes B nur noch zur Hälfte einsehbar sind (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. W. Müller-Günther E.H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 144 m. Abb. Nr. 3824.8, daraus: (Kopie) 2. H. Böhme, Die Kreuzsteine um Hannover, in: Die Spinnstube, 4. Jg., Nr. 15, Göttingen 24. 7. 1927, S. 231, 3. H. Cordes, Der Alexanderstein bei Eldagsen, in:   w.v. Göttingen 14. 6. 1925, S. 366-367, 4. K. Henninger-J. v. Harten, Niedersachsens Sagenborn, 8. Aufl., Hildesheim 1955, S. 230-232, 5. F. H. Hesse, Führer durch Hannover Stadt und Land, o.J. S. 98, 6. A. Hoffmann, Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- u. Denksteine in Niedersachsen, Hildesheim/Leipzig 1935, S. 4, 26, T. IX, 7. H. Karstens, Der Alexanderstein, Frankfurt 1930, S. 30-31, 8. G. Kastendiek, Streifzüge zwischen Süntel und Leine, Archiv AGD Niedersachsen, Elze 1972, S. 105-108, 9. H. Jürgens- A. Nöldeke-J. v. Welck, Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover, Hann. 1941, S. 59, 10. K. Lungerhausen, Der Alexanderstein verschwand über nacht, in: Heimatland, Heft 4, Hannover 1981, S. 120-121, 11. O. E. v. Sosen, Kreuzsteine am Wege im Calenberger Land, Springe 1974,  S. 20, 12. H. Viebrock, Kreuzsteine in Niedersachsen, Bremen 1910, S. 431, 13. H. Vorwahl, Mord- u. Sühnekreuze, in: Die Spinnstube, 6. Jg. Göttingen 24. 2. 1924, 14. H. Dobbertin, Kreuzsteine in Eldagsen und seiner Umgebung, in: Neue Deister Zeitung, Springe 30. 7. 1983, 15. D. Denecke, Methodische Untersuchungen zur historisch-geographischen Wegeforschung im Raum zwischen Solling und Harz, Göttingen 1969

Stephan Altensleben, Hof, Aufsatz: Das Radkreuz von Untereuerheim und seine Verwandtschaft oder: Sind Rad- und Scheibenkreuze Zeichen kirchlicher Gottesfriedensgerichte ?, in: ‘Frankenland’, Zeitschrift des Frankenbund e. V., Würzburg, 71. Jg., Heft 1, März 2019 (daraus obige Ang.)

kreuzstein eldagsen
standort

°

Eldagsen B: St. Alexandri-Kirche, hinter Objekt A im Sockelbereich westl. Seitenschiff bündig vermauert

Obertägige Maße: Höhe 0,87 m, Br. 0,62, der Kreuzstein aus Sandstein ist bezüglich seines Darstellungsaufbaues mit Objekt A vergleichbar, obwohl hier eine Spielart des griech. Kreuzes im kräftigen Relief dargestellt ist; vom Kreuzungsfeld nach unten die eingetiefte Klinge einer Axt erkennbar; nach Lit. W. Müller-E. H. Baumann soll es sich um einen Grabstein eines alten Friedhofes in der Nähe handeln, der beim Ausbau der Kirche um 1350 vermauert wurde; diese Vermutung dürfte anhand der Gegebenheiten sehr unwahrscheinlich sein - die offensichtliche Ähnlichkeit mit Objekt A, sowie die dargestellte Axt, lassen ebenfalls auf ein ursprünglich freistehendes Flurdenkmal mit Sühnefunktion schließen; Lit. H. Dobertin, Eldagsen (Manuskript o.J.) führt einen verschollenen Kreuzstein an, der 1842 im ‘Kreuzkamp’ an der Straße nach Alferde stand; eine Identität mit obigen Kreuzstein kann in Betracht gezogen werden, obwohl nachstehende Baugeschichte der Kirche gegen die Angabe ‘1842’ spricht, es sei denn, der Stein wurde um diese Zeit separat, aus welchem Grund auch immer, in das Mauerwerk eingefügt (Verf.)

um 796 Errichtung einer neuen Kirche auf den Fundamenten einer unvollendeten steinernen Fünfeckkirche, 1350, Verbreiterung des südl. Kirchenbaues, 1698, Abriss des baufällig gewordenen gotischen Gewölbes und Neubau mit Beibehaltung vorhandener Bauelemente eines barocken Seitenschiffes mit Emporen, 1709, Abschluss des Umbaues (...kirchengemeinde-eldagsen.de-Historie-St. Alexandri-Kirche-Informationen zur Geschichte)

Quellangaben: Lit.: 1. W. Müller-Günther E.H. Baumann s.o. S. 139-140 m. Abb. Nr. 3823.1, daraus: 2. H. Dobbertin, 1972, 1976, 1983, 3. A. Hoffmann, 1935, S. 4, 25, T. XXV, 4. G. Kraus, Gedenksteine im Leinebergland, Nieders. Post 22. 9. 1977a, S. 14, 5. Jürgens-Nöldeke-v. Welck, 1941, S. 59

standort muehlenbrink eldagsen

Eldagsen C: westl. des Ortes, Flur ‘Mühlenbrink’, 250 m südl. der Straße Eldagsen-Springe, an Zufahrt zum Energie u. Umweltzentrum am Deister, ‘Am Elmschen Bruch 1’ (Nachbildung)

formansicht detail ansicht detail ansicht detail ansicht

Obertägige Maße: Höhe 0,93 m, Br. 0,45, T. 0,45, der Gedenkstein aus Sandstein im Grundriss eines gleichseitigen Dreiecks, wobei jede Seite eine eingerillte Inschrift zeigt, bezeichnet die Stelle, wo drei Menschen durch Blitzschlag den Tod fanden, Seite 1: ‘Zum Gedenken an / Christian / Neddermeyer / Frau Dorette / geb. Beckmann / u. Sohn Heinrich’ Seite 2: ‘Am / 17. August / 1877 / vom Blitz / erschlagen’ Seite 3: ‘Heimatbund / Eldagsen / Erneuert / im Mai 1994’ (Lippische Rose)

Quellangaben: Lit.: 1. W. Müller-Günther E.H. Baumann, S. 140, Nr. 3823.3, Originalstein aufgeführt, der kurz vor 1988 verschwunden ist, daraus: 2. F. H. Hesse o.J. S. 174

c.2014/19

www.kreuzstein.eu