standort stadtmauer dassel

Dassel, Lkr. Northeim, südl. im Ort, Südstraße, vor der Stadtmauer im Stadtpark, ‘Irmingard-Stein’ u. ‘Schäferstein’, im Abstand von ca. 5 m            

irmingard stein dassel andere seite
detail darstellung

A: ‘Irmingard-Stein’, Obertägige Maße: Höhe 1,65 m, Br. 0,70, T. 0,23 der stelenartige Kreuzstein aus rotem Sandstein, eine kunstvolle Steinmetzarbeit,, soll nach Mirus, Dassel, seinen ursprünglichen Standort bis 1966 nicht verlassen haben; er stand bis dahin südl. der ehem. Eisenhütte am Weg neben der Straße nach Relliehausen in der Flur ‘Ludolfs Anger’; die heutige Ansichtsseite ist die Rückseite; die eingerillte Darstellung eines Kruzifix in eigenwilliger Weise, Jesus halb sitzend, angenagelt mit überlangen Nägeln; an den Rändern unleserliche Schriftbänder, die oben giebelartig zusammenlaufen und von Mirus wie folgt wiedergegeben werden:

‘ANNO. DOMINI. MCCXXV. PREVIGILIA  PENTECOSTES. IRMINGARD. LUIDOLFS. UXOR ... OCCIDIT. SIC.’    

die zur Mauer gekehrte Vorderseite zeigt ebenfalls eingerillt einen Baum der oben in eine vertiefte Kreisfläche übergeht, aus der ein gotisches nasenbesetztes Kreuz herausgearbeitet ist; die Wurzeln des Baumes gehen nach außen in randumlaufende Schriftbänder über; auf der linken Seite des Baumes fällt eine Person in Faltengewand und langen Haaren, sich noch an einen Ast klammernd, aus dem Baum; Inschrift:

‘QUADAM / ARBORE. ET. SIC. OBIIT. CUIUS. ANIMA. REQUIE / SCAT. IN. PACE. AM’ - sinngemäße Übersetzung beider Inschriften nach Mirus: Im Jahre des Herrn, 1325, am 24. Mai, (Vorabend des Pfingstfestes) fiel Irmingard, die Gemahlin Ludolfs, in der Weise von einem Baum nieder und so starb sie. Ihre Seele ruhe in Frieden, Amen !

die Existenz der Irmingard, Gattin des Grafen Ludolf V. von Dassel ist urkundlich nachgewiesen; nach dem Todesdatum laut Denkmal müsste eine 75 jährige Frau vom Baum gefallen sein; über das Geschehnis sind aus weiteren Sagen unbestimmte Angaben zu entnehmen; eine Frau flüchtete vor einem Gewitter unter einen Baum, als sie sonntags Unkraut jätete, und wurde dort vom Blitz erschlagen; nach anderer Version während der Flachsernte, als sie aus einer Flasche trank (Verf.)

schaeferstein dassel kopie lit. w. mueller-baumann 1988 andere seite

B: ‘Schäferstein’, Obertägige Maße: Höhe 0, 77 m, Br. 0,70, T. 0,10, das arg ausgewitterte Bruchstück eines Kreuzsteins aus rotem Sandstein stand nach H. Mirus, Dassel, vor 1880 am Weg nach Hunnesrück, auf dem ‘Ziegenanger’, in der Nähe des Freibades (nach Lit. O. Ruhlender seit der Verkoppelung 1880 auf dem Ziegenanger, vorher ‘draußen in der Feldmark am Weg nach Hunnesrück’); um 1975 erhielt das Denkmal seinen heutigen Standort neben Objekt A (Verf.)

vermutlich das verbliebene obere Teilstück eines etwa rechteckigen Kreuzsteines, das im Relief ein kleines griechisches Kreuz im Ringkranz zeigt, dessen Verlängerungen außerhalb des Ringes in lilienartigen Verzierungen enden (Dreipass-Symbolik); am rechten Rand nicht mehr entzifferbare eingehauene Inschriftsfragmente; Rückseite ebenfalls nicht mehr deutbare Fragmente; ein Steinblock rückseitig sichert das Denkmal; der Chronist J. Letzner bezeichnet schon 1596 den Stein als beschädigt und zerschlagen; nach der Sage hat ein Ritter von Ellenhusen einen flötespielenden Schäfer erschlagen, dessen Melodien ihm missfielen, worauf ihn Ellenhusener Frauen mit ihren Holzschuhen erschlugen; die Skizze aus Lit. O. Ruhlender, 1985, verfehlt die noch 1988 erkennbare Darstellungsaussage, vgl. Kopie Lit. W. Müller-E. H. Baumann (Verf.)

koipe skizze lit. o. ruhlender 1985 detail hinweistafel

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 208-209, Nr. 4124.5/4124.6, daraus: 2. A. Andrae, Alte Kreuzsteine und Grabsteine, Bremen 1908, S. 62-68, 3. O. Becker, Die Denkmalpflege, Hannover 1908a, S. 122, 4. D. Denecke, Wegeforschung zwischen Solling und Harz, Göttingen 1969, S. 354, 5. O. Fahlbusch, Die Kreuzsteine im Kreise Einbeck, 1935, S. 30-32, 6. J. U. Görlich, Kreuzsteine, Mordsteine, Galgensteine, Stadtoldendorf 1976, S. 22, 6. A. Hoffmann, Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- u. Denksteine in Niedersachsen, Hildesheim/Leipzig 1935, S. 5, 30, 7. Hans Mirus, Chronik der Stadt Dassel, Hildesheim 1981, S. 25-28, 1966, S. 217,  8. A. Ostermeyer, Wo eine Gräfin ums Leben kam, in: Weser Deister Zeitung, Hameln 12. 6. 1982, 9. B. Schnabel-Fr. K. Azzola, 1980, S. 109, 10. Johannes Letzner, Dasselis che und Einbeckische Chronika, IV, S. 165, VIII, S. 146, Erfurt 1596;

11. Otfried Ruhlender, Denksteine, Denkmäler und Kreuzsteine im Solling, 3. Aufl. Neuhaus/S. 1985, S. 171 m. Skizze (Kopie)

kreuzstein dassel andere seite
standort

Dassel C: ca. 1,2 km südl. vom Ort an der Altstraße Dassel-Relliehausen, westl. des Burgberges und dem Ilmebach 

Obertägige Maße: Höhe 0,83 m, Br. 0,55, T. 0,14-0,18, der Kreuzstein aus rotem Sandstein zeigt auf dem Kopf typische Deformierungen, die durch das Abwetzen mittelalterlicher Hieb- oder Stichwaffen entstanden sind, s. Einf. (Verf.); auf der Vorderseite auf vertiefter Kreisfläche ein nasenbesetztes gotisches Kreuz im Flachrelief, dessen Schaft den Ringrand nach unten verlässt; im Kreuzungsfeld ein kleines Kreuz eingeritzt; im Grunde die Darstellung eines Vorhalte- bzw. Vortragekreuzes (Verf.); die Rückseite mit gefasten Kanten zeigt in rechteckiger Rahmenrillung ein vermutlich später eingetieftes, gerahmtes Kreuz, in der Art eines gotischen Vierpasses, in eine ältere Darstellung auf rhombusartigen Schaft (Verf.)  

Quellangaben: Lit.: 1. W. Müller-E. H. Baumann s.o. S. 219-220, Nr. 4224.1 daraus: 2. Denecke, 1969, S. 354; 3. O. Ruhlender, 1985 s.o. S. 173 m. Skizze

verschollene Objekte: das Bruchstück eines Kreuzsteines (nach Bezeichnung Dasselner Einwohner) soll an der Landstraße nach Mackensen, etwa bei km 12,8 gestanden haben, was etwa dem Bereich des heutigen Ortsrandes von Dassel entspricht (Verf.); beide Seiten zeigten einen gotischen Spitzbogen mit unleserlichen Inschriftsfragmenten; nach den Sagen zum Gedenken an einen ermordeten oder durch Blitzschlag umgekommenen Menschen gesetzt worden (Quelle: 1. nach A. Hoffmann, 1935, Nr. 83, 2. Müller-Baumann s.o. S. 210, 3. Andrae 1909, S. 66-67, 4. Denecke, 1969, S. 354, 5. Fahlbusch, 1935, S. 33) 

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