steinkreuz chemnitz andere seite
standort annaberger strasse

Chemnitz (kreisfr.) A: südl. Stadtgebiet (Annaberger Str. 150), im Grünstreifen an Straßenbahndepot (Altchemnitz)

Maße: Höhe ges. 1,40 m, Kreuz H. 1,08, Br. 0,80, T. 0,28, das gut erhaltene Steinkreuz lat. Form aus Porphyr zeigt auf der Ansichtsseite, etwa im Kreuzungsfeld, Reste eines reliefartigen Balkenkreuzes; vor dem Sockel am Boden liegend eine Steinplatte mit folgender eingeritzter Inschrift:

‘STEINKREUZ / ALS SÜHNE FÜR EINE MORDTAT / VERMUTLICH 15. ODER 16. JH. / ERRICHTET. WURDE SPÄTER / MIT DER SAGE VON EINEM / ERMORDETEN POSTILLION / VERBUNDEN.’

das Denkmal steht seit etwa 1902 verankert in einem Sockel und wurde mehrfach im Standortbereich im Zuge von Straßen- bzw. Gleisausbau der Straßenbahn versetzt, wobei sein Erhalt der Initiative des damaligen Vereins für Chemnitzer Geschichte zu verdanken ist; später wurde um den Standort das Hausgrundstück Annaberger Str. 150 angelegt, wo das Kreuz im Vorgarten stand; während der verheerenden Luftangriffe auf Chemnitz im 2. Weltkriege wurde es verschüttet und darauf wieder an der nordöstl. Ecke des Grundstückes aufgestellt, das alsbald in das Gelände des Straßenbahnhofes integriert wurde; nach erneuter Verbreiterung der Annaberger Str. war das Kreuz zeitweilig eingelagert und wurde am 19.11.1964 am heutigen Platze aufgestellt; neben der sagenhaften Erzählung des getöteten Postillion, der angeblich vom vorgegeben Wege abwich und von ‘Adjacenten’ erschlagen worden sei (nach Lit. Wiechel, 1911, Streitigkeiten über Grundbesitz und Wegerecht) wird das Kreuz auch als Bezeichnung einer kirchlichen Sprengelgrenze gedeutet (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Dr. G. A. Kuhfahl, Die Alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, S. 214, Nr. 31: im Vorgarten des Landhauses Nr. 150 an der Annaberger Straße, Nachtrag zum Heimatschutzbuch 1928, S. 34, Nr. 35 Internet: 1. ...chemnitzgeschichte.de

steinkreuz roehrsdorf andere seite
standort

Chemnitz B: OT Röhrsdorf, ca. 300 m südl des Anwesens Goetheweg 68 (markante Kastanie) ostseitig am Feldweg auf der Höhe (südl. der Kirche) ‘Schäferkreuz, -stein’

Obertägige Maße: Höhe 0,90 m, Br. 0,45 (verst.) T. 0,30, das Steinkreuz aus Porphyr (Lit. Kuhfahl) ist durch Verstümmelung bzw. Abarbeitung kaum noch in seiner einstigen Form zu erkennen, wohl ein Hinweis auf ein sehr hohes Alter; eine Seite mit Darstellungsfragmenten, die nicht mehr deutbar sind (Verf.) nach der Sage bezeichnet das Denkmal die Stelle, an der ein Rabensteiner Schäfer von aufgebrachten Röhrsdorfer Bauern erschlagen wurde, als er hier auf Röhrsdorfer Flur seine Herde weiden ließ (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Dr. G. A. Kuhfahl, s.o. Nachtrag zum Heimatschutzbuch 1928 (1936), S. 42, Nr. 232: ‘500 m südl. des Seifertschen Gutes, Nr. 156 an dem Feldwege, der vom Gute und aus der Gegend der Kirche nach Süden führt’; Internet: 1... chemnitz-stadtportal.de

steinkreuz klaffenbach andere seite
kopie lit. dr. kuhfahl 1928
standort

Chemnitz C: OT Klaffenbach, ca. 100 m nach der Grundschule Klaffenbach (ortsauswärts), ‘Klaffenbacher Haupstr. 85’, oberhalb am Hang, ‘Arnokreuz’

Obertägige Maße: Höhe 1,60 m, Br. 0,90, T. 0,35, das mächtige Steinkreuz aus rötlichem Sandstein mit gedrungenem Kreuzstand weist einige partielle Abschläge auf und zeigt auf der Vorderseite die eingerillte Darstellung eines auf der Spitze stehenden Schwertes mit Knauf und gerader Parierstange; imgrunde ist das Schwert, wie auch das Beil (Zeichen für die Todesstrafe), ein Symbol des mittelalterlichen Hoch-  bzw. Blutgerichts: altes deutsches Recht, Gericht über Leben und Tod, stand ursprünglich dem König zu, wurde später bis auf den Kleinadel übertragen; todeswürdige Vergehen wie Mord, Notzucht, Raub, Verrat, Inzest, Falschmünzerei, Ehebruch, Meineid, Hexerei usw. wurden hier verhandelt und endeten nicht selten mit dem Todesurteil; Sühnemale mit derartiger Symbolik bezeichneten vermutlich ursprünglich jene Gerichts- bzw. Richtstätten oder wurden an der Stelle eines todeswürdigen Vergehens zur Sühne gesetzt, das vor obiger Institution verhandelt wurde (Verf.)   

Textauszug Lit. Dr. Kuhfahl, Dresden, 1928: ...noch klarer tritt die Verkennung historischer Vorgänge bei dem sog. Arnokreuz (Abb. 72, s.r.) in Klaffenbach zutage. Nach der landläufigen Anschauung soll es an der Stelle errichtet sein, wo der Heidenapostel Bischof Arn oder Aribo von Würzburg unter den Streichen heidnischer Sorben im Jahre 892 den Märtyrertod erlitt. (Ein Heidentod im Heidenlande, Jahresbericht 1911 der Adorfer Kirchgemeinde, S. 10, Unser St. Arnokreuz, Flugblatt des Erzgebirgsvereins Klaffenbach zur Weihe des St. Arnoplatzes am 13.7.1913, Chemnitzer Tagesblatt vom 3.11.1912 Nr. 304) Diese Tatsache ist - wie ich aus einer handschriftlichen Arbeit des Hauptmanns von Süßmilch-Hörnig vom Jahre 1863 (Akten des Kgl. Sächsischen Kriegsarchivs 32, Kap. XII, Loc. Nr. 253) im einzelnen entnommen habe - mit nahezu gleichlautenden Worten in der Chronik des Ditmar von Merseburg und in dem Annalista Saxo (Script. rer. Brunsw. edit Leibnitz, Tom I, pag. 324, Corpus Hist. Medii Aevi, edit Jo Geo Eccard. Lips. Gleditzsch 1738, p. 225 und 238) folgendermaßen geschildert:

‘Non longe ab hoc amne (Caminizi) Arn Wirceburgensium nonus Episcopus in pago Cutizi est passus. Nam sub Arnulfo Rege ab expeditione Bohemica reversus et iuxta plateam in parte Septentrionali fixo super collem tentorio Missam canens, rallatus ab hostibus, praemissas omnibus per martyrium sociis cum oblationibus consecratis obtulit se ipsum DEO ubi saepe accensa videntur luminaria; et sanctos DEI martyros hos esse, ne Slavi dubitant.’  

(Nicht weit von dem Caminiz-Flusse hat Arno , der neunte Bischof von Würzburg im Gau Cutizi den Tod erlitten. Er wurde, als er zur Zeit des Königs Arnulf von dem Kriegszuge nach Böhmen zurückkehrte und im nördlichen Teile des Landes Böhmen nahe der Straße bei den oben auf den Hügeln errichteten Zelten die Messe sang, von den Feinden umzingelt und brachte sich, nachdem alle Gefährten ihm im Märtyrertode vorangegangen waren, mit dem gesegneten Opferbrote Gott zum Opfer dar. An der Stelle wurden noch öfter Irrlichter gesehen, und selbst die Slaven zweifeln nicht daran, daß dies Gottes heilige Märtyrer sind)

Diese Todesmeldung findet sich in gekürzter Form auch noch bei sechs anderen Chronisten sowie in den Verzeichnissen der Würzburger Bischöfe auf der Altenburg bei Bamberg; dagegen schweigen die Archive des Würzburger Klosters selbst vollständig über die näheren Umstände jenes unglücklichen Kriegszuges. Von der Errichtung eines Steinkreuzes ist weder um das Jahr 1000 noch bei den sächsischen Gerichtsschreibern des 12. Jh. die Rede; ebensowenig freilich findet sich bei den letzteren irgendein anderes Ereignis erwähnt, mit dem das Kreuz, dessen Schwertform auf die Zeit vom Jahre 1100 hinweist, in Beziehung gebracht werden könnte. es fehlt also sowohl jedweder greifbare Zusammenhang zwischen dem Kreuz und jener Märtyrergeschichte, wie auch irgendeine andere Deutung über den Zweck des Kreuzes. Eine Verbindung zwischen dem Denkstein und dem Tode des Bischofs Arno könnte also höchstens noch in der Übereinstimmung zwischen der Ortsbeschreibung des Kampfes und dem Fundort des Kreuzes gesucht werden. Mit diesem Beweise befaßt sich die Arbeit des Hauptmannes v. Süßmilch-Hörnig, aber wiewohl er auf Grund genauer Geländekenntnis den Untergang des bischöflichen Heerhaufens bis auf eine feine Einzelheit recht anschaulich zu schildern versteht, bewegt er sich dabei angesichts der spärlichen historischen Anhaltepunkte doch in solch kühnen Voraussetzungen und Annahmen, daß er nicht zu überzeugen vermag. Selbst wenn man im Hinblick auf die Gebrauchsform des Schwertes das Zugeständnis machen will, daß die Errichtung des Gedächtnismales erst im 12. Jh. von andächtigen Verehrern vorgenommen worden sei, bleibt es unaufgeklärt, weshalb man denn für den Bischof die weltliche Ritterwaffe und nicht den Krummstab, der anderwärts auf Steinkreuzen wirklich vorkommt, angebracht hätte ...

das Steinkreuz wurde 1863 feierlich ausgegraben und am Wiesenhange ganz fachgerecht auf einem flachen Sockel aufgestellt (Mitt. des Kgl. Sächsischen Altertumsverein Dresden, 1865, Heft 14); im Jahre 1913 fällte man die prächtige alte Baumgruppe, in deren Schatten das Steinkreuz poesievoll stand

Quellangaben: Lit.: 1. Dr. G. A. Kuhfahl, Die Alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, S. 92, 174, 116, Nr. 119 m. Abb. 72, 217 u. Nachtrag zum Heimatschutzbuch von 1928 (1936), S. 38, Nr. 131

verschollene Objekte:

Chemnitz, ein Steinkreuz stand an der Johanniskirche, ‘Theresenstraße’ (Quelle: Lit.: 1. Dr. G. A. Kuhfahl, 1928 s.o. S. 224, Verzeichnis II, Verschwundene Steinkreuze, Nr. 7, daraus: 2. Pastor K. Helbig, ‘Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen’, Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde 1905, Heft 12)

‘Vor der Johanniskirche in Chemnitz stand früher eine päpstliche Martersäule (d. h. eine Stationssäule aus katholischer Zeit) und vor derselben ein klein steinern Kreuz, auf welchem zwei kreuzweis eingehauene Dolche zu sehen waren. Man erzählte, dass sich hier zwei, und zwar einer den andern, erstochen haben sollen.’

(Textquelle: ...erzgebirge-museum.de-Sagen des Erzgebirges-’Nr. 667, Das steinerne Kreuz vor der Johanniskirche in Chemnitz, nach Lit.: Ad. Daniel Richter, Chronica der Stadt Chemnitz, I. 1767, S. 35)

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